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Denken mit Oscar Wilde

Langeweile ist eine Sünde, für die es keine Absolution gibt." (Oscar Wilde)
Das vorliegende Buch enthält Aphorismen, Sentenzen, Bonmots, aber auch einige Gleichnisse des englischen Erzählers und Dramatikers Oscar Wilde (1854-1900) .

Der in Irland geborene Schriftsteller lebte ab 1879 in London, wo er durch seine extravagante Lebensführung bekannt wurde; 1895 wurde er wegen Homosexualität zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt, die er in Reading verbüßte. Wie Wolfgang Kraus im Vorwort unmissverständlich zum Ausdruck bringt, wurde Wilde nicht durch seinen Freund Lord Alfred Douglas ins Unglück gestürzt, sondern durch jene Figuren , die von den Todfeinden des erfolgreichen Dichters auf die Zeugenbank gestellt wurden.

Wilde war der bedeutendste Vertreter des Ästhetizismus in England. In diesem Sinn versucht der Held seines Romans " Das Bildnis des Dorian Gray " sein Leben als Kunstwerk zu gestalten, scheitert aber an seinem Gewissen. In Wildes Märchen werden die gesellschaftlichen Missstände romantisch verklärt und zugleich sozialkritisch enthüllt. Seine erfolgreichen Gesellschaftslustspiele leben vom geschliffenen Dialog und geistreichen Witz. Die Tragödie " Salomé " auf die Kraus auch zu sprechen kommt, vertonte Richard Strauss 1905.

Diverse Bonmots im Buch sind sicher nicht nur Wilde-Lesern bekannt, so etwas gleich zu Beginn der Satz: " Mir sind Menschen lieber als Prinzipien, und Menschen ohne Prinzipien das liebste auf der Welt. " Wilde schätzte demnach Freigeister, Menschen, die so waren wie er selbst. Viele hat er im viktorianischen England davon damals nicht gefunden.

Es spricht für Wildes psychologisches Einfühlungsvermögen, dass er im Ehrgeiz die Wurzel aller Hässlichkeit ausmacht und erkennt, dass selbst der Mutigste unter uns Angst hat - Angst vor sich selbst. Er nimmt vieles von dem, was Psychologen später sagen, vorweg, so auch wenn er konstatiert, dass wir für unsere Entsagung büßen. Er weiß, dass jeder Trieb, den wir unterdrücken, in unserem Inneren weiter keimt und Gift ist. Er folgert, dass immer dann, wenn der Körper sündigt, er durch das Sündigen gereinigt wird, weil Tat immer Reinigung ist. Zurück bleibt, so der Analytiker Wilde, nur Erinnerung an der Lust und die Wollust der Reue.

Der Gedanke, dass Reue durch das Gefühl der Wollust besetzt sein kann, wurde sicher zu seinen Lebzeiten als Blasphemie betrachtet.

Wilde ist ein bewusster Individualist, der erkannt hat, dass die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft von der Entwicklung des einzelnen abhängt." Wo man die individuelle Entwicklung aufgegeben hat, senkt sich das geistige Allgemeinniveau sofort. " Dieser Erkenntnis stimme ich ohne Einschränkung zu.

Das Buch ist in verschiedene Kapitel untergliedert. Die Gedanken aus dem Kapitel " Magie der Schönheit " zeigen, dass Wilde am meisten von der Schönheit und der Jugend inspiriert wurde.

Für ihn steht fest, dass in uns ein Sinn für Schönheit lebt und zwar von den anderen Sinnen getrennt und über ihnen schwebend, getrennt von der Vernunft und edler als sie, getrennt von der Seele und an Wert ihr gleich. Denkt man an den " Goldenen Schnitt" wie auch das harmonische Quadrat, so erhält man eine Idee von der Schönheit der Zahlen. Auf Zahlen lässt sich alles zurückführen und sie bilden die Grundvoraussetzung so genannter Sphärenmusik. Möglichweise dachte Wilde genau daran als er zur Erkenntnis kam, dass der Sinn für Schönheit über allen anderen Sinnen schwebt. Aber Wilde geht noch einen Schritt weiter und kommt zum Ergebnis, dass das Höchste, was wir erlangen können, darin besteht Schönheit zu begreifen. Dies sehe ich ganz ähnlich, weil eine solche Erkenntnis demütig und friedfertig macht. Schönheit findet ihren Ausdruck in Harmonie und führt insofern fast immer zur Freude, wenn man sich ihr vorbehaltlos öffnet.

Man liest von Wildes Liebe zu den Griechen, insbesondere zu deren feinem künstlerischen Instinkt. In der Folge sind Betrachtung über die Kunst ein großes Thema für ihn. Sehr bemerkenswert finde ich seinen Gedanken, dass Kunst Leidenschaft sei, weil in ihrem Bereich die Empfindung den Gedanken, der sich fester Bestimmung entzieht, färbt. " Hier herrschen die zarten Stimmungen kostbarer Augenblicke und nicht die Strenge wissenschaftlicher Formeln oder der Zwang theologischer Dogmatik. Die Kunst spricht von Seele zu Seele" ....und an anderer Stelle weiter: " Betrachtet ein Mensch das Leben vom künstlerischen Standpunkt, so hat er das Gehirn im Herzen. "

Mich berührt am meisten, wie sehr dieser brillante Kopf immer wieder die Psyche in alle Betrachtungen mit einbezieht. " Wollen wir unser Temperament bilden, müssen wir uns an die Künste halten, die uns berühren, nicht an Künste, die bloß belehren."

Seine Überlegungen zur Liebe, haben mich lange innehalten lassen. Von allen Sentenzen zu diesem Thema haben mich folgende am meisten gefesselt: " Das Geheimnis der Liebe ist größer als das Geheimnis des Todes " und schließlich nachstehendes gedankliches Vermächtnis Wildes mit, welchem ich diese Rezension abschließen möchte:
" Liebe ist besser als Weisheit. "








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