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Rezension: Philosophie to go- Große Gedanken für kleine Pausen-Pattloch

Dr. Albert Kitzler, der Autor dieses Buches, hat 2010 eine Schule für antike Lebensweisheit gegründet. Dort leitet er Seminare, Coachings sowie philosophische Matineen und hält auch Vorträge. 

Das Buch ist aus einem "Newsletter" entstanden, den der Autor seit Anfang 2011 täglich unter dem Titel "Worte der Weisheit" per E-Mail an Interessierte verschickt hat. Dabei handelt es sich um unvergängliche Lebensweisheiten und Einsichten aus den Werken antiker Denker aus Ost und West. Die Sentenzen sind stets mit kurzen Kommentaren versehen, die ihren Inhalt, ihre Aktualität und auch die Relevanz für unser Leben erläutern. 

Die antiken Gedanken handeln von Selbsterkenntnis, Vorstellungen, Weisheit, Lebenskunst, Achtsamkeit, Vita activa, Aufrichtigkeit, Gelassenheit, Freiheit, Selbstgenügsamkeit, Harmonie, Mitte, Sammlung, Besitz, Freundschaft, Der rechte Augenblick- Kairos, Maßhalten, Seelenruhe, Natur, Gesundheit, Gewohnheit, Mitgefühl- Mitmenschlichkeit, Liebe, Vergänglichkeit, Heiterkeit. 

Weise Gedanken verhelfen uns im richtigen Moment das Richtige zu tun, weiß nicht nur der Autor. Was aber nicht jeder weiß, ist, dass solche Gedanken kurz sein sollten, damit man sie sich merken kann. Dr. Kitzler hat während der Lektüre philosophischer Bücher solche Gedanken gesammelt und weiß, dass die kontinuierliche Beschäftigung mit weisen Gedanken verinnerlichte Reaktionsmuster verändern. So ist es möglich, souveräner zu reagieren. 

Je mehr es uns gelingt, eigene Schwächen abzubauen, umso größer ist die Chance, dass die Freude am Leben wächst und sich die Momente des Glücks vermehren. Die reflektierte Zitate-Sammlung zeichnet sich dadurch aus, dass jede Seite aus sich heraus verständlich und in sich abgeschlossen ist. Die Kommentare und Interpretationen des Autors beschränken sich darauf, Fremdes zu erläutern, Hintergründe mitzuteilen, Geschichtliches zu ergänzen und auch die Bedeutung des Gedankens für unser Leben hervorzuheben. 

Es macht viel Freude sich in die Texte zu vertiefen und sich einzelne Sentenzen zu merken, speziell die innere Harmonie betreffend, die uns ein gesundes Seelenleben ermöglicht. 

Im Nachwort erfährt man dann Wissenswertes zur Geschichte der philosophischen Lebensweisheit. So war es Seneca, der die praktische Philosophie in zwei Teile gliederte. Dabei thematisiert der erste Teil das dem Verstehen, der Herleitung und Begründung von Lehrsätzen, Begriffen, Maximen und Werten für ein gelingendes Leben und der zweite Teil betrifft die Umsetzung der gewonnen Einsichten. 

Umsetzen kann man allerdings nur, was man wirklich begriffen hat. Seneca wusste, dass der Mensch nicht nur ein vernunftgesteuertes Wesen ist, wusste,  dass unser Denken und Handeln bei Weitem mehr vom irrationalen Teil unseres Seelenlebens gesteuert wird als man gemeinhin annimmt und fand einen Weg, Menschen dennoch Weisheit nahe zu bringen. Leider ging Seneca und seine "Seelenführung" für lange Zeit in Vergessenheit. 

Der Wert antiker praktischer Philosophie kann nicht oft genug betont werden, denn sie hilft uns Probleme zu bewältigen, weil die Weisheiten universale Geltung haben. 

Ein wunderbares Buch, das ich sehr gerne weiter empfehle. 

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Pattloch-Verlag und können das Buch bestellen. Sie können es aber auch direkt bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern http://www.droemer-knaur.de/buch/8571856/philosophie-to-go

Rezension: #Nein. Ein Manifest. #Eric_Jarosinski- S. Fischer

S. Fischer hat heute am 20.8.2015 ein Manifest auf den Weg gebracht, das den Titel "Nein." trägt. Der Autor des kleinen schwarzen Büchleins ist Eric Jarosinski. Das Gesicht, das auf dem Cover abgebildet ist, kennt fast jeder, der zur Twittergemeinde zählt. Dort twittert Jarosinski seit Januar 2012 unter der Kunstfigur
"Nein.  Quarterly" Aphorismen in 140 Zeichen. 

Derzeit hat er rund 115 Tausend Follower und über 35 Tausend Tweets verfasst sowie zudem 61 Tausend Tweets anderer Twitterer favorisiert. 

Das Geheimnis seiner großen Fangemeinde besteht aus einem Mix aus überzeugender Eloquenz und Strategie. 

Eric Jarosinski lehrte an der Universität of Pennsylvania Philosophie und Germanistik mit Schwerpunkt auf Literatur aus der Weimarer Republik. Texte von ihm erschienen u.a. im "New Yorker", der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", dem "Spiegel" sowie der "Neuen Züricher Zeitung". In der ZEIT schreibt er eine Kolumne. 

Im Nachwort zum Buch gibt er eine kurze Erklärung zu seinen Twitteraktivitäten ab. Das Ende seiner akademischen Karriere und damit verbunden das Ende eines Buchprojektes war der Beginn seiner Tätigkeit als Internet-Aphoristiker, schreibt Jarosinski. Er erfand ein fiktives Journal- Nein. Quarterly: A Compendium of Utopian Negation- und entwickelte eine Person, deren Sichtweise "misanthrophisch, aber auch romantisch, autoritär, aber auch absurd, prinzipientreu aber auch zutiefst nihilistisch" ist. Was aus "Not" geboren, wurde ein Erfolg und fand ein breites Publikum weltweit. 

Jaronsinski  erreicht über seine Twitteraktivitäten Menschen, die er u.a. dazu motiviert, Kafka zu lesen, Deutsch zu lernen oder Philosophie zu studieren. Das dies ihn mehr als zufrieden stimmt, kann man gut nachvollziehen. 

Sein Buch beginnt mit einer Sentenz von Theodor W. Adorno "Man kann das Glück des Denkens nicht empfehlen". Der Satz irritiert. Soll man widersprechen? Soll man einfach abnicken? Soll man rasch weiter blättern? Wieso hat Jarosinski dem Leser sofort eine Falle gestellt? 

Die Einleitung ist eine Art Meditation des Nein in der Welt des Ja. Dann geht es zur Sache. 

Muss man, um das Buch zu verstehen, etwas über Nihilismus lesen?  Sich intensiv mit Friedrich Nietzsche, Walter Benjamin, Theodor W. Adorno und der kritischen Theorie befassen? Ich entscheide mich für Nein. 

Nun erfahre ich zunächst, dass das deutsche Nein inhaltlich offenbar etwas anderes als das englische No bedeutet und nehme dies, ohne es näher erklärt zubekommen, zur Kenntnis. 

Es folgen die ersten 140 Zeichen-Aphorismen, die mich sogleich gefangen nehmen, weil hier offenbar ein sehr kluger, gebildeter Mensch schreibt, der sich auf Hintersinn versteht. 

Seine Tweets sind Oberbegriffen mit Rauten zugeordnet. Diese Verfahrensweise lässt die Tweets im Twitterordnungssystem einen Platz finden, wo man sie leicht wiederfindet. Das ist hilfreich.

Wenn  Jarosinski von Gott spricht, erinnert er an Nietzsche: 

Er hat gelebt, sagen sie. 
Wie er gestorben ist. 
Als eine Philosophie.
Umgebracht. Von einem Philosophen.
(S.16)

Natürlich könnte man seine Sätze ähnlich durchleuchten und interpretieren wie die Aphorismen anderer Aphoristiker. Man wird dies gewiss auch tun. Später. Jetzt ist erst mal ungezügelte Begeisterung über so viel Esprit angesagt. Den hat nicht jeder, der auf NEIN gebürstet ist.

Die dritte Tranche beginnt mit dem Satz "Nein lässt keine Frage zu." Stimmt das?  Ich meine, nein. Ein Nein, das keine Frage zulässt, wirkt wie ein trotziges, ungezogenes Kind, das Pädagogen anlockt. 

Wunderbar, die Sentenz zu Machtstrukturen: 
1. Stellen Sie Autorität in Frage. 
2. Werden sie eine Autorität. 
3. Stellen Sie sich in Frage. 
4. Fragen Sie Ihre Autorität, 
ob Sie sich in Frage stellen dürfen. 
(42)

Irgendwann dann erfährt man, dass Nein nicht die Botschaft sei. Das beruhigt irgendwie. Ein immerwährendes Nein fände ich erschreckend und sehr uncharmant. 

Jarosinski ist ein Romantiker und man weiß von ihm, wie sehr er das Twittern schätzt. Insofern ist sein Twitter-Gedicht- als solches interpretiere ich die nachstehenden Zeilen, wunderschön. 
Ich habe ein paar Pfeile getippt 
Zahlen 
Und verschiedene Satzzeichen 
Um zu sagen: 
Ich liebe dich. 
(S.107)

Eric Jarosinski zu lesen,  ist bereichernd, das gilt auch für seine Definitionen im Glossar und hier etwa zu Begriffen wie Freud`sche Fehlleistung: "Wenn das Unbewusste in fremden Zungen redet" oder Hoffnung "Leuchtfeuer aus Nebel" oder Nichts "Alles, was Sie sich je erträumt haben. Aber weniger."

Viel Kluges wartet hier auf den Leser, gewiss auch Weises, nicht stets Allgemeingültiges, aber oft Dialektisches. Fast alles könnte man bedenkenlos retweeten. Ob Eric Jarosinski das erfreuen würde, weiß ich nicht. Aber darum geht es ja auch nicht. Oder vielleicht doch?

Sehr empfehlenswert 

Helga König

Bitte klicken Sie zu den S. Fischer Verlagen, dann können Sie dort das Buch bestellen: http://www.fischerverlage.de/buch/nein_ein_manifest/9783100023896. Sie können es aber auch direkt bei Ihrem Buchhändler vor Ort ordern.

Rezension: Antjeca: Kunterbuntes fürs Herz- KoRos Nord

Dieses kleine Büchlein mit hübschen Illustrationen und klugen Sentenzen von Anteja ist ein gelungenes Mitbringsel, das Freude bereitet. 

So sieht man beispielsweise ein Mädchen auf eine Wolke. 
Diese Illustration ist mit einem Schild versehen, auf dem "Heute Aus-Ruhtag" steht. 

Die kluge Sentenz dazu: "Nur wer auch Pausen macht, kann auf Dauer etwas schaffen." 

Seine Kraft dosieren, wenn man ein langfristiges Projekt angeht. Genau darum geht es. Man vergisst es all zu oft...

Süß auch, das Mädchen auf der Bank sitzen zu sehen und wohltuend die fröhliche Farbwahl der Illustrationen... 

Man liest: "Wenn du das Gefühl hast, dass dich der eingeschlagene Weg nicht mehr weiterführt, ist es gut, mal anzuhalten und zu schauen, was das Leben für Dich sonst noch so bereithält." 

Das ist wirklich weise. Oftmals ist etwas ein bloßer Versuch, dem weitere folgen, bis man endlich einen Weg gefunden hat, der weiter führt.  Man darf die Zuversicht und die Ausdauer nie verlieren.

Sehr gut ist die beschriftete Illustration, auf der sich das Mädchen seiner schlechten Angewohnheiten, seiner falscher Freunde, seinem altem Kummer etc. entledigt. All das ist unumgänglich, wenn man im Jetzt glücklich sein und Zukunft haben möchte.  

Schade, dass man mit diesen Erkenntnissen nicht sein Leben beginnen kann. Na ja, vielleicht hilft das Buch  jungen Menschen früh schon,  kluge Schritte zu gehen. Es wäre wünschenswert.

Empfehlenswert. 

Helga König

Das Büchlein ist überall im Fachhandel erhältlich.

Rezension: Worte für jeden Tag- #Dietrich_Bonhoeffer - Gütersloher Verlagshaus

"Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag.  Gott ist bei uns am Abend und am Morgen, und ganz gewiss an jedem neuen Tag." (Dietrich Bonhoeffer)

Dieses bemerkenswerte Büchlein enthält Zitate des durch die Nazis ermordeten Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer. 

Herausgeber dieser Zitate-Sammlung ist Manfred Weber. 

Dietrich Boenhoeffers Vermächtnis besteht aus Andachten, Predigten, Meditationen, Briefen und Aufzeichnungen. 17 Bände umfassen die Dietrich-Bonhoeffer-Werke. Sie sind in viele Sprachen übersetzt worden.

Die im vorliegenden Band enthaltenen Zitate transportieren das Denken dieses mutigen Mannes und stellen auch einen Beleg für sein Handeln dar. Bei den kleinen Texten handelt es sich um theologische, geistliche und meditative, aber auch um politische Sentenzen, die dazu anregen sollen, eigene Überzeugungen und Lebensinhalte zu überprüfen und zu überdenken. 

Für jeden Tag Jahr ist ein Gedanke vorgesehen. Für den  heutigen 8. Januar wurde nachstehendes Zitat gewählt: "Das Vertrauen wird eines der größten, seltensten und beglückendsten Geschenke menschlichen Zusammenlebens bleiben und es wird immer nur auf dem dunklen Hintergrund eines notwendigen Misstrauens entstehen."

Über Sätze wie diese, lässt sich lange nachdenken. Wessen Vertrauen mehrfach missbraucht wurde, benötigt viel Kraft, um sich überhaupt noch einmal einem Menschen öffnen zu können. 

Wie wertvoll es ist, Vertrauen entgegengebracht zu bekommen, erkennt man dann am besten, wenn die Welt sich gegen uns verschworen zu haben scheint und  sich kein rettendes  Zeitfenster öffnen lässt, wir am liebsten sterben möchten, weil  alle uns aufgrund  von Intrigen  und Vorurteilen plötzlich beargwöhnen.

Wenn uns dann ein Mensch die Hand reicht, begreifen wir den Wert des Vertrauens erst wirklich und gehen von da noch sorgsamer mit diesem kostbaren  Gut um.  Alles, was der Selbstverständlichkeit entzogen wird, gewinnt an Wert und schafft Erkenntnis.

Ein Buch, mit dem man den Tag beginnen kann, denn es schenkt gute Gedanken. Sie sind die Basis dafür, dass unser Leben gelingt. Bonhoeffer meint übrigens in diesem Zusammenhang: "Jeder neue Morgen ist ein neuer Anfang unseres Lebens. Jeder Tag ist ein abgeschlossenes Ganzes." Dieser Gedanke schenkt Zuversicht.

Empfehlenswert 

Helga König

Hier der Link zum Verlag, wenn sie das Buch  bestellen möchten: http://www.randomhouse.de/guetersloherverlagshaus/