Dieses Blog durchsuchen

Rezension: #Einstein sagt: Zitate, Einfälle, Gedanken (Gebundene Ausgabe)

Die Herausgeberin des vorliegenden Buches ist Alice Calaprice. Sie ist bei der Princeton University Press die verantwortliche Lektorin für die Edition der Gesamtausgabe des Werkes von Albert Einstein.

"Einstein sagt" beinhaltet eine Fülle von Zitaten, Einfällen und Gedanken des großen Physikers. Der kurzen Einleitung der Herausgeberin folgt u. a . eine Zeittafel, welcher man die wichtigsten biographischen Daten des Denkers entnehmen kann. Die Zitate sind nach Themen geordnet, denen jeweils liebenswerte Fotos von Einstein vorangestellt sind. Der Schelm, der sich in seinen Augen spiegelt, kommt in vielen seiner Worte zum Ausdruck, was das Lesen seiner Gedanken sehr kurzweilig gestaltet.

Der Nobelpreisträger schreibt über sich selbst u.a. etwa so: "Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig", über die Familie, über Erziehung und Lehrfreiheit, über Freunde, Wissenschaftler und andere Menschen, über Juden, Israel, Judentum und Zionismus, über Krieg und Frieden, die Atombombe und das Militär, über Naturwissenschaft, Mathematik und Technik, über den Pazifismus, über Politik, Patriotismus und Regierungen, über Religion, Gott und Philosophie ("Ich glaube an Spinozas Gott, der sich in der gesetzlichen Harmonie des Seienden offenbart, nicht an einen Gott, der sich mit dem Schicksal und den Handlungen der Menschen abgibt") über das Leben und den Tod, über die Menschheit, ("Wir müssen unser Bestes tun. Das ist unsere heilige menschliche Verantwortung.") über die USA und die Amerikaner und Vermischtes, was keiner der anderen Rubriken zugeordnet werden kann.

Ferner liest man Sätze, die Einstein zugeschrieben werden, man sich dessen wohl aber nicht ganz sicher ist, sowie solche , die Dritte über Einstein sagten, etwa jene von Banesh Hoffmann, in Hoffmann: Albert Einstein: Schöpfer und Rebell, S.:11 u. S.114: "Das Wesen von Einsteins Tiefgründigkeit lag in seiner Einfachheit, das Wesen seiner Wissenschaft in seinem Künstlertum, seinem außergewöhnlichen Sinn für das Schöne."

"Einstein ist in seiner demütigen Ehrfurcht, seinem Gefühl für das Wunderbare und seinem Sinn für kosmische Harmonie den großen religiösen Mystikern zuzuzählen." Last not least stößt man zu Antworten auf Fragen zu Einstein, die Naturwissenschaftler besonders häufig stellen, sowie auf eine umfangreiche Bibliographie und ein Namensregister.

Über Marie Curie, die von vielen missgünstigen Zeitgenossen extrem attackiert wurde, schreibt er: "Sie war von einer Stärke und Lauterkeit des Willens, von einer Härte gegen sich selbst, von einer Objektivität und Unbestechlichkeit des Urteils, die selten in einem Menschen vereinigt sind...Hatte sie einen Weg für richtig erkannt, so verfolgte sie ihn ohne Kompromisse und mit äußerster Zähigkeit."

Über Goethe sagt er Folgendes: "Ich bewundere Goethe als einzigartigen Dichter und als einen der klügsten und weisesten Männer aller Zeiten. Auch seine wissenschaftlichen Gedanken verdienen alle Hochachtung und seine Irrtümer sind die eines großen Mannes."

Diese und viele andere Gedanken stammen also von dem klugen Ausnahmemenschen, der die Gleichung entwickelte, die Äquivalenz von Masse und Energie konstatiert- Energie ist gleich Masse multipliziert mit dem Quadrat der Lichtgeschwindigkeit. Die Gleichung zeigt, dass eine sehr kleine Masse in sehr viel Energie umgewandelt werden kann. Einsteins Theorie führte auch eine neue Definition von Raum und Zeit ein.

Nachstehender Appell zeigt, dass auch der hochintelligente Physiker zu den weisesten Männern aller Zeiten zählte:

"Ich appelliere an alle Männer und Frauen, an die bedeutenden, an die Durchschnittsmenschen...., dass sie sich weigern, in Zukunft irgendwelche Kriege oder Kriegsvorbereitungen zu unterstützen."

Das gilt auch für diese Sentenz, mit der ich die Rezension abschließen möchte:

"Dem Streben nach Wahrheit gebührt Vorrang vor allem anderen"

Rezension: Vom Glück und Elend des Menschen

Dieses Buch enthält eine Fülle von Sentenzen des französischen Mathematikers, Physikers und Religionsphilosophen Blaise Pascal (1623-1662). Anhand der Daten zu Leben und Werk am Ende des Buches kann man sich einen ersten Überblick über den biographischen Weg des Franzosen verschaffen.

Seinen Pensées (Gedanken) sind folgenden Begriffe zugeordnet: Ordnung, Eitelkeit, Elend, Langeweile und Haupteigenschaften des Menschen, Ursachen der Wirkungen, Größe, Widersprüche, Zersteuungen, Philosophen, das höchste Gut, an Port-Royal, Beginn, Unterordnung und Gebrauch der Vernunft, Vortrefflichkeit dieser Art Gott zu beweisen, Übergang von der Erkenntnis zu der Gottes, Falschheit der anderen Religionen, die Religion liebenswert machen, Grundlage der Religion und Antwort der Einwände, bildliches Gesetz, Rabbinismus, Beweis Moses, Beweis für Jesus Christus, Prophezeiungen, besondere Bilder, christliche Moral und Schlussfolgerungen sowie weitere Texte aus den Pensées.


Es lohnt immer, wieder sich in einen einzelnen Gedanken zu vertiefen, ihn zu durchdenken und zu überprüfen, ob die Gedanken Pascals heute noch anwendbar sind oder gar Gültigkeit haben. Pascals rein philosophische Betrachtungen, wie etwa die der Ursachen der Wirkungen habe ich leichter nachvollziehen können als seine religiösen Überlegungen. Der Grund hierfür ist der, dass ich nicht 100% bibelfest bin. Pascal trägt seine Gedanken sehr logisch und pointiert vor. Das gilt auch für die religiösen Sentenzen. Man muss nicht mit ihm einer Meinung sein, wenn man ihm dennoch Respekt für die Folgerichtigkeit seiner Gedanken zollt.


Ein Sentenz möchte ich an dieser Stelle wiedergeben. Sie hat mir von allen am besten gefallen: 802/122 "Die Zeit heilt die Schmerzen und Feindseligkeiten, weil man sich verändert. Man ist nicht mehr derselbe Mensch; der Beleidiger und auch der Beleidigte sind nicht mehr sie selbst. Das ist wie bei einem Volk, dessen Zorn man erregt hat und das man zwei Menschenalter später wiedersähe. Es sind immer noch Franzosen, jedoch nicht mehr dieselben" (Zitat. S. 173)

Rezension: Denken mit Friedrich Dürrenmatt. (Taschenbuch)

Der schweizerische Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt (1921-1990) bevorzugte die Komödie als "einzig mögliche dramatische Form" das Tragische zu sagen. Mit Ironie und Satire vergegenwärtigte er alle erstarrten Konventionen des Kleinbürgertums. Dürrenmatts Interesse galt dem mutigen Menschen, den er im Gegensatz zur heroischen Gestalt sieht. Seine Helden sind ohne Illusion über die Veränderbarkeit der Welt oder erfahren dies im Agieren oder im Rückzug aus ihr. Die Nichtberechenbarkeit der Welt ist auch ein Thema seiner Erzählungen und "Kriminalromane". Dürrenmatt schrieb Hörspiele, die häufig zur Vorlage seiner Dramen wurden. Er veröffentlichte weiterhin "Theater - Schriften und Reden". Im "Turmbau zu Babel" setzte er sich mit seinem Werk auseinander.

"Denken mit Friedrich Dürrenmatt" beinhaltet Gedanken und Gedankensplitter des Schriftstellers zu Begriffen wie Aufklärung, Demokratie, Erkenntnis, Faschismus, Friede, Gott, Humor, Kunst, Liebe, Macht, Toleranz und Unrecht.

Ich möchte, um die Tiefe von Dürrenmatts Gedanken zu verdeutlichen, seine Betrachtung zum Begriff Erkenntnis zitieren: "Ist der Forderung "Erkenne dich selbst" schwer und nur unzulänglich nachzukommen, da sich ein jeder über sich selbst am leichtesten täuscht, so stellt uns gar der Versuch, den anderen zu erkennen, vor unüberwindliche Schranken. Mögen wir dem anderen noch so nahe stehen, mögen wir ihn lieben, achten, oder mögen wir seine Gegner sein, wir kennen ihn nie, wie er ist, wir kennen nur Zeichen, die von ihm kommen, Wirkungen, die von ihm ausgehen, Fakten, die sich feststellen, zusammenstellen lassen. Wir erleben den anderen, oft eindringlich, manchmal erschütternd, doch unser Wissen über ihn ist begrenzt, aber auch die Möglichkeit ihm zu helfen. Der wirkliche Raum zwischen den Menschen ist unermesslicher als wir das wahrhaben wollen, als die Liebe, die Freundschaft, ja die Feindschaft es wahrhaben will. Seinen Weg hat jeder selber zu gehen, er wird auf eine Bahn geschleudert, die ihn unweigerlich immer weiter von den andern treibt, in den Tod."

Wenn man dies erst einmal begriffen hat, wird man die Momente, die man mit Mitmenschen verbringen kann, so schön wie möglich gestalten und sich keinesfalls bekriegen. Man wird toleranter sein und nicht versuchen den anderen zu verschubladen. Man wird die Individualität des anderen respektieren und zu schätzen lernen.

Es führt zu weit alle Sentenzen Dürrenmatts hier auszuleuchten, obschon seine Betrachtungen zur Liebe ihresgleichen suchen.

Den ironischen Dürrenmatt erlebt man im Buch in Gedankensplittern wie folgendem:

"Ist Kultur etwas, das man retten kann?"

Dürrenmatt beweist mit allen Gedanken große Klugheit. Ich erlaube mir noch einen weiteren bemerkenswerten Gedanken zu zitieren:

"Ideologien sind Ausreden, an der Macht zu bleiben, oder Vorwände an die Macht zu kommen. Aber die Macht kann nur mit Mitteln der Macht behauptet oder erobert werden: mit der Gewalt. So rechtfertigen die Ideologien nicht nur die Macht, sie verklären auch die Gewalt, mit deren Opfern sie nachträglich wie Beerdigungsinstitute verfahren: Sie richten her, was sie hingerichtet haben"

Über einen solchen Gedanken sollten Lehrer mit ihren Schüler gemeinsam nachdenken und diskutieren. Er öffnet die Augen und führt zur Wachsamkeit gegenüber Rattenfängern jedwelcher Art.

Aber lesen Sie bitte selbst.

Rezension:Denken mit Blaise Pascal (Broschiert)

Der französische Mathematiker, Physiker und Religionsphilosoph Blaise Pascal (1623-1662) baute die Kombinatorik und Wahrscheinlichkeitstheorie aus. Er entdeckte die Eigenschaften der Zykloide, erörterte das pascalsche Dreieck, arbeitete an der Konstruktion der Rechenmaschine, wies die Abnahme des Luftdrucks mit der Höhe durch Messungen mit dem Barometer nach und entdeckte das Gesetz der kommunizierenden Röhren.

Im Kloster Port Royal wandte er sich nach einem mystischen Erweckungserlebnis dem Jansenismus zu.
Seine "Lettres à un Provincial" sind ein scharfer Angriff gegen die Gesetzesmoral der Jesuiten. Wegen Krankheit konnte er eine Schrift zur Verteidigung des Christentums nicht mehr vollenden. Die im Buch veröffentlichten Stücke ergeben eine kleine Auswahl aus besagten "Pensées". Obschon Pascal selbst Naturwissenschaftler war, war er im Religiösen der große Gegenspieler des naturwissenschaftlichen Rationalismus und Optimismus. Er war davon überzeugt, dass der Verstand nur mit der Logik des Herzens funktionieren kann. Dabei soll die Logik die genaue Grenze angeben, wo der Glaube beginnt und die vom Glauben erzwungenen Widersprüche so exakt wie möglich formulieren. Pascal begründet seine Glaubensbeweise in Anlehnung an die geometrische Axiomatik und an die Wahrscheinlichkeitsrechnung.
Auf diese Weise kommt die Vernunft zur Einsicht ihrer Unzulänglichkeit und zu dem Entschluss, im Absurden und im logischen Widerspruch das Zeichen der höchsten Wahrheit zu erkennen. Pascals Einfluss reichte über S. Kierkegaard, F. Nietzsche und die französischen Existentialisten bis in die Gegenwart.

"Denken mit Blaise Pascal" bedeutet sich mit der Größe des Menschen, seiner Eitelkeit, Einbildung, Eigenliebe, seiner Schwäche und Nichtigkeit auseinanderzusetzen, genau diese nämlich sind in dem Büchlein in kürzeren und längeren Sentenzen thematisiert.

Unmöglich auf all die Gedanken im Buch im Rahmen dieser Rezension Bezug zu nehmen. Mich haben seine Sentenzen zur Nichtigkeit des Menschen am meisten beeindruckt. "Wer die Nichtigkeit der Welt nicht sieht, ist nichtig. Auch die jungen Menschen , die sie nicht sehen, die alle im Lärm stehen, in den Zerstreuungen und in den Gedanken an die Zukunft? Aber man nehme ihnen die Vergnügungen und man wird sie eintrocknen sehn vor Langweile; sie fühlen die Nichtigkeit, ohne sie zu erkennen; denn es ist besser, unglücklich zu sein, als in einer unerträglichen Traurigkeit zu sein, wenn man auf sich selbst zurückgeführt ist und nicht mehr zerstreut."
Nichts scheint dem Menschen unerträglicher, als in vollkommener Ruhe zu stehen, ohne Leidenschaft, ohne Geschäft, ohne Zerstreuung, ohne Eifer. Dann nämlich fühle er seine Nichtigkeit, seine Verlassenheit, seine Leere.



Pascal ist davon überzeugt, dass dann der Seele des Menschen Langeweile, Schwärze, Traurigkeit, Schmerz, Verzweiflung und Ekel entsteigt. Der Denker resümiert, dass die Menschen den Tod, das Elend, die Unwissenheit, nicht heilen konnten und sich schließlich geeinigt haben, nicht daran zu denken. Dies sei alles, was sie erfunden haben, um sich zu trösten. Allerdings sei es ein nichtiger Trost, weil er nicht das Elend zu heilen sucht, sondern es nur verstecken möchte für geringe Zeit und indem er es versteckt, würde der Mensch erreichen, dass man nicht mehr daran denkt es zu heilen. Heilung ist allerdings möglich, indem man sich Gott zuwendet.

Soweit die erfreuliche Botschaft eines tiefgläubigen Mathematikers, der für sich einen Weg fand, um der Leere zu entgehen. Es ist sicher nicht der schlechteste Weg.

Rezension:Denken mit Henry David Thoreau: Von Natur und Zivilisation, Einsamkeit und Freundschaft, Wissenschaft und Politik (Broschiert)

Der amerikanische Schriftsteller Henry David Thoreau (1817- 1862) war dem so genannten Transzendentalismus verbunden Darunter versteht man die philosophische Richtung in den USA, die sich Mitte des 19. Jahrhunderts gegen den rationalistischen Puritanismus und Materialismus wandte und den Menschen als Zentrum aller Erfahrung sowie Philosophie ansah und die Hingabe an die Natur lehrte. Die Natur bedeutete für Thoreau Sprache der göttliche Weltseele und Spiegel der eigenen Seele, Naturdichtung und Prozesse der Selbsterkenntnis. Eng befreundet war Thoreau mit dem amerikanischen Philosophen und Dichter Ralph Waldo Emerson, der Naturanschauung und Tranzendentalphilosophie miteinander verband.

"Denken mit Henry Davis Thoreau" stellt im Vorwort von Philipp Wolff- Windeck den amerikanischen Schriftsteller näher vor, der in vielen seiner Gedanken seiner Zeit weit voraus war. So lehnte er in seinen pädagogischen Vorstellungen die körperliche Züchtigung ab und betrachtete schon damals Indianer als Opfer der welthistorischen Ost-West-Bewegung. Ihm war bewusst, dass der Boden auf dem er ging, indianischer Boden war. Er soll sich selbst als halber Indianer gefühlt haben, nicht zuletzt, weil er sein Naturverständnis erst durch die Freundschaft mit Indianern intensiv entwickelt hatte.

Äußerlich sein Einsiedlerleben (1845-47) am Waldensee schildernd, entfaltet Thoreau in seinem Werk "Walden" den Mythos eines grundlegenden inneren Wandlungsprozesses zur Verwirklichung des höheren Selbst. Als Sozialkritiker schrieb er den Essay "Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat" und verkündet ebd. der Bürger habe ein Recht, ja sogar eine Pflicht zur "civil disobedience" gegen den Staat, wenn die regierende Mehrheit Gesetze beschließt und Taten billigt, die der Bürger in seinem Gewissen für ein schweres Unrecht hält. Mahatma Gandhis wurde von Thoreaus diesbezüglichem Gedankengut stark beeinflusst.

Man liest in der Folge sehr nachdenkliche Betrachtungen Thoreaus zur Natur und Zivilisation, Einsamkeit und Freundschaft, Wissenschaft und Politik etc. Er plädiert für Nachsicht mit den Menschen und erinnert daran, das jeder von uns charakterliche Auswüchse und Mängel besitzt. Mir haben Thoreaus Betrachtungen über Freundschaft besonders gut gefallen, die in dem Gedanken münden, dass Freundschaft "die unaussprechliche Freude und der Segen ist, der zwei oder mehreren Menschen erwächst, die ihrer Veranlagung nach miteinander im Einklang stehen". Der Denker weiß, dass zwischen solche Naturen, die ihrem Wesen nach ähnlich und der Sympathie fähig sind sich nie ein Schleier oder Hindernis entwickeln kann. Entfremden können sich nur Freunde, die sich etwas erklären. Grundlage von Freundschaft und Liebe ist ein Seelenband. Thoreaus Gesundheitsbegriff ist ganzheitlich und damit ist er auch hier seiner Zeit weit voraus. "Wir brauchen einen Arzt, der zugleich dem Körper, wie den Geist, das heißt dem Menschen dient. Wie die Dinge jetzt stehen, fällt er zwischen die Stühle."

Über Seiten beschreibt er seine Beobachtungen in der Natur und zieht seine Schlüsse. Besonders lesenswert sind die Betrachtungen der Jahreszeiten und über Indianer. Thoreau hinterfragt die Ausbeutung der Natur und vieles andere mehr und zeigt sich in allen Betrachtungen als sehr kritischer Geist, der den schlichten Dingen des Lebens den Vorrang einräumt.

Thoreau lehrt seine Leser Demut, indem er sie über die Natur nachzudenken anleitet.

Rezension:Denken mit Ludwig Marcuse: Über Aufklärung und Abstumpfung, Einsamkeit und Engagement, Macht und Massenkultur, Vergänglichkeit und Vernunft (Broschiert)

Der Publizist und Literaturkritiker Ludwig Marcuse (1894-1971) emigrierte 1933 nach Frankreich und von dort aus 1938 in die USA. Hier war er seit 1940 Professor für Philosophie an der University of Southern California. 1963 kehrte er nach Deutschland zurück und schrieb über zahlreiche Schriftsteller, Philosophen und Musiker, ferner u.a. "Obszön. Geschichte einer Entrüstung".

"Denken mit Ludwig Marcuse" ist im Grunde ein Wörterbuch mit schlagfertigen Definitionen über Aufklärung, Abstumpfung, Kultur, Macht, Freiheit und vieles andere mehr.

Die Züricher Zeitung resümiert, das Marcuse wie nur wenige neben ihm den klaren, aufklärerischen Geist Berlins in der Weimarer Republik, immer geistreich, oft polemisch und feuerköpfig, begeistert oder entrüstet, aber nie fanatisch oder besserwisserisch verkörperte.

Liest man dieses Buch aufmerksam, kommt man zum gleichen Ergebnis. Es ist unmöglich im Rahmen dieser Rezension auf alle Sentenzen dieses Denkers einzugehen, deshalb werde ich mich auf einige beschränken, beginnend mit einem Satz, den ich kommentarlos abnicke, weil ihm wirklich nichts hinzuzufügen ist.

"Intellektuelle sind seltener wohlwollend gegeneinander als Einheimische gegen Gastarbeiter."

In allen Jahrhunderten haben Philosophen über die Freundschaft nachgedacht, vielleicht weil es neben der Liebe das Beste ist, was einem Menschen in seinem Leben widerfahren kann. Marcuse findet eine Erklärung dafür, weshalb die Freundschaft so selten ist, der ich ohne Einwand zustimme. Selten ist sie deshalb, "weil es, unter dem harten Gesetz des Wettbewerbs, Kraftverschwendung ist, im Nebenmenschen etwas anderes zu sehen als einen Konkurrenten oder einen Alliierten. So ist Freundschaft meistens: Spießgesellenschaft."
Marcuse beschreibt eine Realität, die ich sehr bedauere, weil sie uns Menschen so viele positive Möglichkeiten nimmt, wir uns aufgrund unserer Egoismen letztlich des Besten berauben, was wir haben können.

Unter dem Buchstaben F fand ich unter anderem eine kleine Sentenz, deren Inhalt ich für sehr bemerkenswert erachte: "Ein Führer entsteht nur, wenn eine Gefolgschaft bereits da ist."
Wenn diese Annahme zutrifft, ist es noch notwendiger als es ohnehin schon ist, dass jeder Mensch sich aus seiner Unmündigkeit befreit.

Unter den Buchstaben G liest man u. a . "Wer nichts weiß, ist nicht so beschränkt wie der, welcher, eingeschlossen in sein Gedankenkorsett keine Erfahrungen mehr macht."
Nichts ist enervierender als mit zugebretterten, besserwisserischen Möchtegernintellektuellen seine Zeit verbringen zu müssen. Wie angenehm dagegen sind die Stunden mit weltoffenen, weniger gebildeten, intelligenten Menschen, die bereit sind zu einem positiven Dialog.

"Das Gewissen wird umso friedloser, je gewissenhafter einer sich aushorcht."
Das ist der Preis der Selbsterkenntnis, lieber Herr Marcuse.

Sehr lesenswert sind Marcuses Sentenzen zum Glück, die in dem Satz gipfeln "Wer aufs Glücklichsein verzichtet (unter dem Diktator Pflicht), erfüllt sein Dasein nicht. Denn jeder ist - der Anlage nach - eine neue Variante des Glücks."

Der preußische Protestantismus machte den Verzicht auf Glücklichsein erforderlich. Die Ergebnisse werden durch die geschichtliche Entwicklung in unserem Land überdeutlich demonstriert.

Unter dem Buchstaben P findet man Marcuses Gedanken zur Politik und Moral. "Es ist unmoralisch, Politik immer dann moralisch zu werten, wenn es einem gerade so passt. Und es ist unmoralisch, nicht zu sehen, dass ein Element der Politik immer Macht sein wird. Auch im Paradies, soweit sich darin Menschen befinden.
Die Revolutionen scheitern nie daran, dass ihre Ziele nicht gut waren, sondern daran, dass die Revolutionäre sich nicht vor der Macht fürchteten. Nicht -Fürchten meint hier: über der Leichtigkeit der Eroberung die problematische Herrschaft zu übersehen, die dem Sieg über die Herren folgen muss."
Sartre beschreibt in seinem Stück "Die schmutzigen Hände" das Phänomen. Die Ideale bzw. Ziele werden von Revolutionären am Ende stets in den Hintergrund gerückt, weil sie von der Macht korrumpiert werden. Machtgeilheit ist meines Erachtens immer ein Persönlichkeitsdefizit und immer der falsche Weg mit dem Instrument der Herrschaft konstruktiv umzugehen.

Ein Buch, das zum Nachdenken anregt.


Rezension:Freiheit von Gewalt und Lüge. Gedanken über Aufklärung, Fortschritt, Kunst, Liebe, Müßiggang und Politik (Taschenbuch)

Der russische Schriftsteller Anton Parlowitsch Chechov ( 1860-1904) lebte seit 1898, an Tuberkulose erkrankt, in Süd-Russland und in westeuropäischen Kurorten. In seinen Werken setzte er sich durch die Analyse menschlichen Verhaltens und sozialer Missstände die Tradition des kritischen Realismus fort, andererseits war er durch die subtile Darstellung und Deutung seelischer Zustände und nuancierter Stimmungen dem europäischen Impressionismus und Symbolismus verbunden.Er schilderte besonders die Welt des damals neu entstehenden russischen Kleinbürgertums, der Intelligenz und des sich auflösenden Gutsadels.

" Freiheit von Gewalt und Lüge " enthält Gedanken Chechovs zur Armut, Aufklärung, kurze Betrachtungen im Hinblick auf namhafte Schriftsteller, Sentenzen über das Leben, Gedanken über die Liebe, die Lüge , über Sündenböcke , die Zensur und anderes mehr.

Um mehr vom Wesen Chechovs zu erfahren, habe ich zunächst seine kurzen Betrachtungen bezüglich seiner Schriftstellerkollegen gelesen. Aus allen seinen Zeilen spricht Fairness, niemals üble Nachrede, niemals Neid und Missgunst. Chechov war demnach ein Mensch, der anderen mit Respekt begegnete. Das nimmt mich für ihn als Person ein.

Bei einigen Autoren, wie bei etwa bei Gogol, ist er des Lobes voll. Über Nietzsche sagt er, er würde ihn gern einmal irgendwo im Zugabteil oder auf dem Dampfer begegnen und eine ganze Nacht mit ihm reden. Er hielt seine Philosophie für kurzlebig, allerdings für weniger überzeugend als bravourös. Seine feine Kritik ist nicht nur bei Nietzsches Werken in Watte verpackt. Chechov war kein Mann der mit dem Hammer draufschlug. Es drängte ihn nicht nach dem Gesichtsverlust seines Gegenübers. Das hatte er nicht nötig. Chechov besaß Persönlichkeit und Größe.

Am Tag als Zola starb schreibt er "Heute bin ich traurig. Zola ist gestorben. Das kam so unerwartet und irgendwie ungelegen. Als Schriftsteller habe ich ihn wenig gemocht, aber dafür als Menschen in den letzten Jahren, als die Affäre Dreyfus Wellen schlug, habe ich ihn hochgeschätzt."

Gefallen haben mir seine Miniaturgeschichten, in denen er das aberwitzige Verhalten einzelner Menschen mit knappen Worten auf den Punkt bringt und die ihn als begnadeten Schriftsteller ausweisen.

" Briefwechsel. Ein junger Mann träumt davon, sich der Literatur zu widmen, schreibt ständig darüber seinem Vater, quittiert schließlich den Dienst, fährt nach Petersburg und widmet sich der Literatur - er wird Zensor."

Wie müssen Menschen gestrickt sein, die anderen den Maulkorb verpassen wollen?

"Ein junger Mann hatte eine Million beisammen, legte sich darauf und erschoss sich."

Wer glaubt, dass dieser junge Mann, den Wert des Geldes nicht schätzte, irrt sich meines Erachtens. Eine solche Tat begeht nur, wer dem Geld zu viel Wert beimisst.

Unmöglich zu allen Gedanken im Rahmen der Rezension Stellung zu nehmen. Von den im Buch angeführten Sentenzen hat mich nachstehende am meisten berührt: "Die Blattlaus frisst Pflanzen, der Rost Metalle und die Lüge die Seele auf. " Gut beobachtet.