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Rezension: Zitatenschatz der Weltliteratur (Gebundene Ausgabe)

Richard Zoozmanns "Zitatenschatz der Weltliteratur" enthält mehr als 13 000 Sprichwörter, Redensarten, Aphorismen, geflügelte Worte, Epigramme, Inschriften, Kinderreime, Totentanzverse, Grabinschriften, Gesundheits-, Wetter und Bauernregeln.

Die Sentenzen sind alphabetisch nach Schlagwörtern geordnet. Man erfährt stets, woher sie stammen, wer der Verfasser ist und aus welchem Text sie hervorgehen.


Ich werde hier fünf Sentenzen vorstellen und zwar ganz willkürlich dem Buch entnommen, indem ich jeweils geblättert und blind auf eine Sentenz gedeutet habe.

1) Bismarck sagte am 21.4.1887: "Denn was ist ein Opportunist? Ein Mann, der die günstige Gelegenheit benutzt, um das durchzuführen, was er für nützlich und zweckmäßig hält; und das ist ja die Aufgabe der ganzen Diplomatie."


2) "Wo ich sitze, ist immer oben." (Bismark zum Zeremonienmeister- als dieser sich wegen des dem Fürsten angewiesenen Platzes entschuldigen zu müssen glaubte.)


3) "Wo keine Liebe ist, ist auch keine Wahrheit. Und nur der ist etwas, der etwas liebt. Nichts sein und nichts lieben, ist identisch. (L. Feuerbach, Philo. Kritiken 2.)


4)"Halte es mit jedermann freundlich, vertraue aber unter Tausenden kaum einem." (Jesus, Sirach 6,6)

5)"Privilegien aller Art sind das Grab der Freiheit und Gerechtigkeit". (Seume, Spaziergang nach Syrakus: Paris)

Ein interessanter Mix, nicht wahr? Es lohnt, über jede einzelne Sentenz nachzudenken und auch darüber zu diskutieren.

Rezension: Zitate für jeden Anlass: Die passenden Worte schnell gefunden. Mit Originalzitaten aus aller Welt. Extra: Fernöstliche Weisheiten (Große Kompasse) (Taschenbuch)

Es hat einen schützenden Einband, ist klein und handlich und trotzdem klug und umfassend. Besonders originell finde ich auf der Innenseite des Titels die Merkhinweise, wie man sich Zitate einprägen kann. Es geht darum, die Kernwörter zu destillieren und sie visuell zu erinnern.

Die Inhalte sind nach den Hauptkapiteln FREUNDE UND FAMILIE, GROßE GEFÜHLE, FREIZEITVERGNÜGEN, MENSCHLICHES, BERUF UND WIRTSCHAFT, WELT UND RELIGION SOWIE SERVICES unterteilt. Es gibt kein Schlagwortverzeichnis, aber ein umfassendes Autorenverzeichnis. Sehr hilfreich zudem die Internethinweise, bei denen ich u.a. die Seite womantickerDOTnet gefunden habe.

Die Seiten sind vom Layout her übersichtlich und in der Farbführung in Schwarz-Weinrot-Hellrot gehalten, sehr gut untergliedert und mühelos lesbar. Mittendrin gibt es sogenannte Specials (2 Seiten über GUTE RATSCHLÄGE, RUND UM DEN KUSS, LATEINISCHER HUMOR, FRANZÖSISCHE BONMOTS, PROMINENTE UNTER SICH, NUR MUT, TO BE OR NOT TO BE QUOTATIONS, FERNÖSTLICHE WEISHEITEN, TUTTO ITALIANO), die das Buch zu einem wirklichen Erlebnis machen.


"CHERCHEZ LA FEMME!" ist Teil der Französischen Bonmots und stammt von Alexandre Dumas. Dieses Zitat wird im Sinne von gebraucht, dass dahinter bestimmt wieder eine Frau steckt. Es stammt aus Dumas Drama "Les Mohicans de Paris".

Das Buch enthält viel Schönes, Bekanntes, geht aber weit darüber hinaus:

"Wo viel Geld ist, geht immer ein Gespenst um..." (Theodor Fontane)

"Lebensfreude entsteht durch Frieden, der nicht statisch, sondern dynamisch ist." (Henry Miller)

"Wenn ein Mann seine Meinung äußert, ist er ein Mann. Wenn eine Frau dasselbe tut, ist sie ein Miststück." (Bette Davis)

"Das männliche Ego ist, bis auf wenige Ausnahmen, elefantös. (Bette Davis)

Empfehlenswert!


Rezension: Das neue Lexikon der lateinischen Zitate

"Nichts ist schwer, wenn man will."( Zitat: Cicero), 17. Oktober 2010

Dieses Lexikon der lateinischen Zitate mit einem Stichwortregister wurde von Lukas Moritz 2008 neu herausgegeben. Es enthält über 10 000 lateinische Zitate, Redewendungen und Sentenzen sowie Sprichwörter, Rechtsregeln und Aphorismen.

Die Zitate sind alphabetisch geordnet und in lateinischer sowie deutscher Sprache aufgeführt. Man erfährt von wem die Zitate und Redewendungen stammen und darf sich einer Fülle kluger Gedanken erfreuen.
Ich nutze Zitatebücher in erster Linie für die Kopfzeilen meiner Rezensionen und studiere nicht selten einen ganzen Abend in meinen Zitatebüchern, um geeignete Zitate zu finden, die in einem nachvollziehbaren Zusammenhang mit den Rezensionen stehen.

Sehr oft lese ich kurz vom Einschlafen noch eine Sentenz eines längst verstorbenen Philosophen und lasse diese auf mich wirken. Es macht mir Freude die Zitate im Buch in lateinischer Sprache zu lesen, denn Latein war mein Lieblingsfach in der Schule. Mein "Großes Latinum" erwarb ich aufgrund der Übersetzung und Interpretation eines Cicero-Textes.

Cicero war es, der zur Recht feststellte, dass man sich selbst am wenigsten kennt und es am schwersten fällt über sich selbst zu urteilen und er war es auch, der wusste, dass die kleinsten Ursachen die größten Folgen haben.

Die Klugheit Ciceros wird an einer Sentenzen besonders deutlich, die ich an dieser Stelle zitieren möchte, nicht zuletzt, weil es heutzutage Menschen gibt, die den Sinn des Lebens in Feindschaften sehen und für dieses destruktive Verhalten sogar in Büchern werben.

"Ohne Freundschaft haben wir unter keinen Umständen verlässlich und dauerhaft Lebensfreude, eine Freundschaft kann man nur erhalten, wenn wir die Freunde ebenso lieben wie uns selbst."( Zitat: Cicero, de finibus bonorum et malorum, 1.67) Genau so ist es.

Dem großen Anbeter von Feindschaften möchte ich an dieser Stelle eine weitere Sentenz von Cicero entgegenhalten, über die es sich wirklich nachzudenken lohnt:

"Nihil inimicius quam sibi ipse."

Kein größerer Feind als er sich selbst.
(Zitat :Cicero, Ad Atticum, 10. 12 a, 3.)

Jeder Psychologe wird diesen Satz bestätigen und ganz genau erklären, weshalb Menschen, die sich selbst hassen, nach Feinden Ausschau halten, auf die sie ihren Selbsthass zu projezieren trachten. Es ist sehr schade das dies, was so sonnenklar auf der Hand liegt, von einem Betroffenen zumeist nicht nachvollzogen werden kann.

Es macht keine Freude über Feindschaften zu schreiben, sondern weitaus lieber schreibe ich über die Liebe. Gottlob finden sich im Buch weitaus mehr Zitate über die Liebe als über den Hass und über Feindschaft.

Horaz sagt "Die Liebe lässt liegen, was sich ihr anbietet, und greift nach dem, was sich ihr entzieht." Das stimmt. Ovid fügt diesem Gedanken einen weiteren hinzu, "Der Schmerz des Verschmähtwerdens lässt die Liebe wachsen." Diese beiden Sentenzen geben Plautus recht, der resümierend feststellt: "Die Liebe bringt auch Bitterkeit". Gleichwohl gibt es nichts Schöneres auf unserer Welt als lieben zu dürfen.

An dieser Stelle möchte ich eine Sentenz von Horaz in deutscher Sprache wiedergeben, die ich besonders schätze:

"Hüte dich zu fragen, was morgen sein mag, und nimm jeden Tag, den das Schicksal dir schenken wird, als Gewinn und weise süße Liebe und den Tanz nicht von dir, solange du noch kräftig bis und das mürrische Alter fern."

Meine Lebenserfahrung hat mich gelehrt, dass nachstehender Gedanke von Gellius immer zutrifft: Die Wahrheit ist die Tochter der Zeit." Also warten wir ab bis die Wahrheit ans Licht kommt.

Sehr emfehlenswert.
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Rezension: Friedrich Nietzsche- Aphorismen

"Mitfreude, nicht Mitleiden, macht den Freund." ( Nietzsche), 16. Oktober 2010



Gestern hatte der Philosoph Friedrich Nietzsche Geburtstag. Er wurde am 15.10.1844 in Röcken geboren und verstarb am 25.8.1900 in Weimar.


Das vorliegende Büchlein enthält Aphorismen dieses Philosophen. Untergliedert hat sie der Herausgeber Kai Kilian in die Rubriken:



-Der Mensch unter Menschen
-Glaube und Religion
-Kunst und Schönheit
-Tugend und Moral
-Liebe und Freundschaft
-Staat und Gesellschaft
-Alter und Vergänglichkeit

Alle seine Sentenzen bringen seine Klugheit zum Ausdruck. Ich finde, dass das eigentliche Wesen Nietzsches, den ich lange noch nicht mal im Ansatz begreifen wollte, weil mich Vorurteile abhielten, mich mit ihm wirklich näher zu befassen, sich in zwei seiner Aphorismen besonders gut nachzuvollziehen ist.

"Alle Menschen der Tiefe haben ihre Glückseligkeit darin, einmal den fliegenden Fischen zu gleichen und auf den äußersten Spitzen der Wellen zu spielen; sie schätzen als das Beste an den Dingen- dass sie eine Oberfläche haben: Ihre Hautlichkeit- sit venia verbo" (Zitat: S. 16).

"Das Leben ein Mittel der Erkenntnis- mit diesem Grundsatze im Herzen kann man nicht nur tapfer, sondern sogar fröhlich leben und fröhlich lachen"! ( Zitat: S. 17)
Kommentar meinerseits: Wohl wahr!

Nietzsches Sentenzen über Kunst habe ich mit großem Interesse gelesen. Der Philosoph kann es nicht verheimlichen, dass er im Sternzeichen Waage geboren ist. Deshalb auch weiß er, dass der große Stil dann entsteht, wenn das Schöne den Sieg über das Ungeheure davonträgt, (vgl.: S.37).

Nietzsche weiß, wenn man klug ist, ist es einem allein darum zu tun, das man Freude im Herzen habe und wenn man klug ist, tut man am besten daran, weise zu sein. (vgl: S.51) Kein einfaches Unterfangen, deshalb wohl gelingt es den wenigsten Menschen klug zu sein.

Sehr interessant finde ich Nietzsches Gedanken zum Mangel an Freunden. Er sagt, dass der Mangel an Freunden auf Neid und Anmaßung schließen lässt. Er sagt weiter, dass mancher seine Freunde nur dem glücklichen Umstand verdanke, dass er keinen Anlass zum Neide hat, (vgl: S. 79). Nietzsche kannte die Menschen, kannte vor allem ihre Abgründe offenbar sehr gut.

Jeder einzelne, der vielen im Buch enthaltenen Gedanken, könnte dazu dienen, einen kleinen Besinnungsaufsatz zu schreiben. Man könnte dabei mit folgender Sentenz beginnen: "Gegen die Männer-Krankheit der Selbstverachtung hilft am sichersten, von einem klugen Weibe geliebt zu werden."( S. 69)

Nietzsche wäre gerne von Lou Andreas-Salomé geliebt worden, doch sie liebte Rilke. Das war tragisch.
Zum Diskutieren eignet sich folgende Sentenz bestens: "Das Halbwissen ist siegreicher als das Ganzwissen: Es kennt die Dinge einfacher, als sie sind, und macht daher seine Meinung fasslicher und überzeugender." Eine sehr provokante Sentenz, die dazu anregt, zu widersprechen.


Nietzsche zeigt in all seinen Aphorismen, dass er ein brillanter Denker und ein ausgezeichneter Analytiker war.


Rezension: Der Indianer kennt keinen Schmerz

Dr. Alexander Bernaut hinterfragt in diesem Buch Redensarten nach ihrem Wahrheitsgehalt. Er zeigt dabei auf, welchen historischen Ursprung diese Sentenzen haben und macht deutlich, dass sie nicht immer so viel Weisheit transportieren, wie es scheint, stattdessen nicht selten fragwürdige Empfehlungen beinhalten und letztlich Dinge keineswegs immer auf den Punkt zu bringen vermögen. Manche Sentenzen fördern Vorurteile und Klischees und genau dies ist nicht unbedenklich.

Redensarten sollten reflektiert werden, bevor man sie anwendet, durch sie Empfehlungen abgibt oder sie gar zu Maximen des eigenen Lebens macht. "Die Zeit heilt alle Wunden" stimmt ebensowenig wie die Redensart "Ein Indianer kennt keinen Schmerz".


Der Autor versucht, in der Beleuchtung der von ihm ausgewählten Sentenzen stets psychologische Kriterien einfließen zu lassen. Dabei kommt er zu dem Ergebnis, dass die alte Volksweisheit "Lachen ist die beste Medizin" zumindest von sehr hohem Wahrheitsgehalt ist.


Ganz zum Schluss nennt Dr. Bernhaut die drei wichtigsten Säulen unseres Lebens: Die Gesundheit, die Liebe und den Humor. Hier wartet er mit ausgewählten Zitaten großer Denker auf und verfährt in der Inhaltsanlyse entsprechend seiner Vorgehensweise bei den von ihm fokussierten " Volksweisheiten".


Das Ergebnis ist eindeutig: für den persönlichen Erkenntiszuwachs ist eigenes Nachdenken unumgänglich. Kritische Überlegungen im Hinblick auf Redensarten und Sentenzen fördern den Erkenntnisschub ganz gewiss.





Rezension:Handorakel: Handorakel und die Kunst der Weltklugheit (Gebundene Ausgabe)

Bedauernswert, dass man sich so genannte Lebensklugheit erst im Laufe vieler Jahre, wenn überhaupt, aneignen kann. Wie erfreulich wäre es doch, wenn man die dreihundert Betrachtungen aus Gracians Handorakel gewissermaßen als Rüstzeug mit auf den Weg bekäme, den Inhalt seiner Sentenzen schon frühzeitig begreifen und danach handeln würde! Vor wie vielen Fehlern bliebe man doch bewahrt!

Allzeit wäre man auf der Hut gegenüber Unhöflichen, Eigensinnigen, Anmaßlichen und Narren jeder Art. Immer würde man sich in seinen Meinungen mäßigen und stets so handeln als würde man gesehen. Man würde nie mehr hastig leben, aus seinen Feinden Nutzen ziehen, seine Antipathien meistern und sich auch keiner Launenhaftigkeit mehr hingeben. Wüßte man doch per se, dass nur wer umsichtig, klug, verständig, überlegt, tapfer, redlich und wahrhaftig handelt, im Leben liebenswürdig und im Tode denkwürdig sein kann. Man ließe sich nicht mehr täuschen, denn man begriffe von Anbeginn an, dass nur und nur darin die tatsächlich erstrebenswerten Lebensziele zu erblicken sind...!


Lassen wir den Denker selbst zu Worte kommen: "Schnell genug geschieht, was gut geschieht. Was sich auf der Stelle macht, kann auch auf der Stelle wieder zunichte gemacht werden: aber was eine Ewigkeit dauern soll, braucht eine, um zustande zu kommen. Nur die Vollkommenheit und Gründlichkeit hat Dauer. Was viel wert ist, kostet viel. Ist doch das edelste Metall das schwerste." Sentenz 57




Rezension:Die Lust des Lebens und der Liebe: Gedanken über die Lebenskunst (insel taschenbuch) (Taschenbuch)

Dieses Büchlein trägt den Untertitel "Die Lust des Lebens und der Liebe". Es enthält Gedanken Giacomo Casanovas zur Lebenskunst, zum Alter und Tod, zur Liebe, dem Laster und der Lust, auch zum Glück und der Dummheit und vielem anderen mehr.

Casanova (1725-1798) stand in seinem Leben mit vielen bedeutenden Persönlichkeiten in Kontakt, so z.B. mit dem Philosophen Voltaire. Wer den italienischen Schriftsteller als bloßen Frauenverführer abtut, springt zu kurz. Casanova war ein hochintelligenter, gebildeter Mann, ein ausgezeichneter Beobachter und Menschenkenner mit einem großen Erzähltalent.

Es ist unmöglich an dieser Stelle auf alle Sentenzen des Büchleins einzugehen, um Casanovas Klugheit zu huldigen. Ich teile seine Ansicht im Hinblick auf die Beurteilung von Menschen: "Um einen Menschen zu beurteilen, muss man sein Verhalten prüfen, wenn er gesund und frei ist; der Kranke oder Gefangene ist nicht mehr er selbst." Dies trifft meines Erachtens im Besonderen auf psychisch Kranke zu, deren Handlungsweisen nie als gut oder schlecht, sondern stets als Ausdruck ihres Krankseins begriffen werden sollten.

Seinen Betrachtungen über die Liebe stimme ich ebenfalls zu und ich glaube zu wissen, weshalb die Frauen diesen Mann so sehr liebten. Er war, das wird in all seinen Reflexionen deutlich, weder ein Jammerlappen noch ein Stärkeverherrlicher.

"Je älter ich wurde, um so mehr gewannen Frauen mit Geist meine Zuneigung. Der Geist wurde zum Ansporn, dessen meine abgestumpften Sinne bedurften, um lebendig zu sein." Ein bemerkenswerter Satz, der sehr viel über Casanova aussagt.

Einer der schönsten Gedanken im Buch ist folgender: "Da ich mich jederzeit als Hauptursache aller Widerwärtigkeiten, die mir zustießen, erkannte, habe ich mich stets mit Freuden in der Lage gesehen, mein eigner Schüler zu sein, und pflichtschuldigst meinen Lehrer zu lieben."

Wer so spricht, trägt Eigenverantwortung und ist mit sich im Reinen. Ein solcher Mensch geht positiv auf andere zu und alle schätzen ihn, nicht nur das andere Geschlecht.

Rezension: ...und noch mehr Zitate!

Dieses Zitatebuch enthält 1500 Sentenzen prominenter Autoren und Persönlichkeiten. Zitatebücher schätze ich, nicht nur weil ich Zitate fast immer in die Kopfzeile meiner Rezensionen bei Amazon einbaue und auf meinen Blogs monatlich neue Denkanstöße dieser Art einbinde, sondern, weil Zitate oft auch Grundlage langer Gespräche mit meinem Gatten sind, wenn wir freitags bei einem Glas Wein, musikhörend den Abend gemeinsam verbringen.

Die Zitate in diesem Buch sind nach Oberbegriffen alphabetisch geordnet. Ich werde, um Ihnen einen Eindruck zu vermitteln, einige Sentenzen hier zitieren:

Die Zitatesammlung nimmt seinen Anfang mit einem Gedanken von Ambrose Bierce, der zum Begriff "Abdankung" Folgendes zum Besten gibt:

"Eine Abdankung ist ein Akt, mit den ein Souverän (ich setzte gedanklich hinzu, oder Amtsträger) sein feines Gespür für die hohe Temperatur des Throns unter Beweis stellt". Nicht viele Souveräne besitzen dieses feine Gespür. Leider.

"Demut ist Unverwundbarkeit" stellt Marie von Ebner-Eschenbach fest und sie hat Recht. Hochmütige Menschen sind immer eitel und Eitelkeit macht stets verwundbar. Eitle Menschen können nie verzeihen. Das finde ich besonders schlimm.

Gottfried Benn sagt etwas sehr Interessantes: "Die deutsche Form der Revolution ist die Denunziation". Seit ich täglich meine Beobachtungen im Internet mache, weiß ich, dass die Aussage stimmt.

Margret Mead bekundet etwas sehr Wahres: "Eifersucht ist nicht der Gradmesser für die Größe der Liebe. An ihr lässt sich lediglich die Unsicherheit des Liebenden ablesen." Diesem Zitat ist im Grunde nicht hinzuzufügen, oder?

Elf Sentenzen zum Oberbegriff Kritiker haben mich inne halten lassen. Die Meinung im Hinblick auf Kritiker wird Kritiker nicht erfreuen. Am besten gefällt mir der Gedanke Brendan Behans. Er sagt, dass Kritiker wie Eunuchen in einem Harem seien: "Sie wissen, wie`s gemacht wird, sie haben`s jeden Tag gesehen. Sie sind aber unfähig, es selbst zu machen." Diese Sentenz ist sehr weise. Jeden Tag kann man sich im Internet davon überzeugen, wenn Möchtegernkritiker Philosophen, hervorragenden Schriftstellern und Wissenschaftlern ans Leder wollen, ohne inhaltlich präzise ihre Beckmessereien begründen zu können.

Sechsundfünfzig Zitate zum Begriff Liebe und nur ein Zitat zum Begriff "Lachen" haben mich nachdenklich gestimmt. Die Sentenz zum Begriff Lachen stammt von Oscar Wilde: "Lachen ist durchaus kein schlechter Beginn für eine Freundschaft und ihr bei weitem bestes Ende." Ich finde, dass dieses Zitat auch für Liebesbeziehungen gelten sollte. Weshalb gelingt dieses Lachen am Ende einer solchen Beziehung zumeist nicht? Hängt es damit zusammen, dass immer einer von zwei Liebenden sich am Ende einer Beziehung noch nicht entliebt hat? Ist es der Schmerz, der das Lachen verhindert?

Am besten gefallen mir die ironischen Sentenzen, deshalb auch mag ich die Gedanken von Oscar Wilde, George Bernhard Shaw, Ambrose Bierce, Karl Valentin, Gabriel Laub und Peter Ustinov so gerne. Es freut mich, dass das Buch viele ihrer brillanten Gedanken festgehalten hat.

Der brillantes Gedanke im Buch stammt m.E. aber von Harry Louis Mencken.
Dieser lautet:

"Puritanismus ist die quälende Furcht, dass irgendwer irgendwo glücklich sein könnte."

Sehr empfehlenswert.

Rezension: #Einstein sagt: Zitate, Einfälle, Gedanken (Gebundene Ausgabe)

Die Herausgeberin des vorliegenden Buches ist Alice Calaprice. Sie ist bei der Princeton University Press die verantwortliche Lektorin für die Edition der Gesamtausgabe des Werkes von Albert Einstein.

"Einstein sagt" beinhaltet eine Fülle von Zitaten, Einfällen und Gedanken des großen Physikers. Der kurzen Einleitung der Herausgeberin folgt u. a . eine Zeittafel, welcher man die wichtigsten biographischen Daten des Denkers entnehmen kann. Die Zitate sind nach Themen geordnet, denen jeweils liebenswerte Fotos von Einstein vorangestellt sind. Der Schelm, der sich in seinen Augen spiegelt, kommt in vielen seiner Worte zum Ausdruck, was das Lesen seiner Gedanken sehr kurzweilig gestaltet.

Der Nobelpreisträger schreibt über sich selbst u.a. etwa so: "Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig", über die Familie, über Erziehung und Lehrfreiheit, über Freunde, Wissenschaftler und andere Menschen, über Juden, Israel, Judentum und Zionismus, über Krieg und Frieden, die Atombombe und das Militär, über Naturwissenschaft, Mathematik und Technik, über den Pazifismus, über Politik, Patriotismus und Regierungen, über Religion, Gott und Philosophie ("Ich glaube an Spinozas Gott, der sich in der gesetzlichen Harmonie des Seienden offenbart, nicht an einen Gott, der sich mit dem Schicksal und den Handlungen der Menschen abgibt") über das Leben und den Tod, über die Menschheit, ("Wir müssen unser Bestes tun. Das ist unsere heilige menschliche Verantwortung.") über die USA und die Amerikaner und Vermischtes, was keiner der anderen Rubriken zugeordnet werden kann.

Ferner liest man Sätze, die Einstein zugeschrieben werden, man sich dessen wohl aber nicht ganz sicher ist, sowie solche , die Dritte über Einstein sagten, etwa jene von Banesh Hoffmann, in Hoffmann: Albert Einstein: Schöpfer und Rebell, S.:11 u. S.114: "Das Wesen von Einsteins Tiefgründigkeit lag in seiner Einfachheit, das Wesen seiner Wissenschaft in seinem Künstlertum, seinem außergewöhnlichen Sinn für das Schöne."

"Einstein ist in seiner demütigen Ehrfurcht, seinem Gefühl für das Wunderbare und seinem Sinn für kosmische Harmonie den großen religiösen Mystikern zuzuzählen." Last not least stößt man zu Antworten auf Fragen zu Einstein, die Naturwissenschaftler besonders häufig stellen, sowie auf eine umfangreiche Bibliographie und ein Namensregister.

Über Marie Curie, die von vielen missgünstigen Zeitgenossen extrem attackiert wurde, schreibt er: "Sie war von einer Stärke und Lauterkeit des Willens, von einer Härte gegen sich selbst, von einer Objektivität und Unbestechlichkeit des Urteils, die selten in einem Menschen vereinigt sind...Hatte sie einen Weg für richtig erkannt, so verfolgte sie ihn ohne Kompromisse und mit äußerster Zähigkeit."

Über Goethe sagt er Folgendes: "Ich bewundere Goethe als einzigartigen Dichter und als einen der klügsten und weisesten Männer aller Zeiten. Auch seine wissenschaftlichen Gedanken verdienen alle Hochachtung und seine Irrtümer sind die eines großen Mannes."

Diese und viele andere Gedanken stammen also von dem klugen Ausnahmemenschen, der die Gleichung entwickelte, die Äquivalenz von Masse und Energie konstatiert- Energie ist gleich Masse multipliziert mit dem Quadrat der Lichtgeschwindigkeit. Die Gleichung zeigt, dass eine sehr kleine Masse in sehr viel Energie umgewandelt werden kann. Einsteins Theorie führte auch eine neue Definition von Raum und Zeit ein.

Nachstehender Appell zeigt, dass auch der hochintelligente Physiker zu den weisesten Männern aller Zeiten zählte:

"Ich appelliere an alle Männer und Frauen, an die bedeutenden, an die Durchschnittsmenschen...., dass sie sich weigern, in Zukunft irgendwelche Kriege oder Kriegsvorbereitungen zu unterstützen."

Das gilt auch für diese Sentenz, mit der ich die Rezension abschließen möchte:

"Dem Streben nach Wahrheit gebührt Vorrang vor allem anderen"

Rezension: Vom Glück und Elend des Menschen

Dieses Buch enthält eine Fülle von Sentenzen des französischen Mathematikers, Physikers und Religionsphilosophen Blaise Pascal (1623-1662). Anhand der Daten zu Leben und Werk am Ende des Buches kann man sich einen ersten Überblick über den biographischen Weg des Franzosen verschaffen.

Seinen Pensées (Gedanken) sind folgenden Begriffe zugeordnet: Ordnung, Eitelkeit, Elend, Langeweile und Haupteigenschaften des Menschen, Ursachen der Wirkungen, Größe, Widersprüche, Zersteuungen, Philosophen, das höchste Gut, an Port-Royal, Beginn, Unterordnung und Gebrauch der Vernunft, Vortrefflichkeit dieser Art Gott zu beweisen, Übergang von der Erkenntnis zu der Gottes, Falschheit der anderen Religionen, die Religion liebenswert machen, Grundlage der Religion und Antwort der Einwände, bildliches Gesetz, Rabbinismus, Beweis Moses, Beweis für Jesus Christus, Prophezeiungen, besondere Bilder, christliche Moral und Schlussfolgerungen sowie weitere Texte aus den Pensées.


Es lohnt immer, wieder sich in einen einzelnen Gedanken zu vertiefen, ihn zu durchdenken und zu überprüfen, ob die Gedanken Pascals heute noch anwendbar sind oder gar Gültigkeit haben. Pascals rein philosophische Betrachtungen, wie etwa die der Ursachen der Wirkungen habe ich leichter nachvollziehen können als seine religiösen Überlegungen. Der Grund hierfür ist der, dass ich nicht 100% bibelfest bin. Pascal trägt seine Gedanken sehr logisch und pointiert vor. Das gilt auch für die religiösen Sentenzen. Man muss nicht mit ihm einer Meinung sein, wenn man ihm dennoch Respekt für die Folgerichtigkeit seiner Gedanken zollt.


Ein Sentenz möchte ich an dieser Stelle wiedergeben. Sie hat mir von allen am besten gefallen: 802/122 "Die Zeit heilt die Schmerzen und Feindseligkeiten, weil man sich verändert. Man ist nicht mehr derselbe Mensch; der Beleidiger und auch der Beleidigte sind nicht mehr sie selbst. Das ist wie bei einem Volk, dessen Zorn man erregt hat und das man zwei Menschenalter später wiedersähe. Es sind immer noch Franzosen, jedoch nicht mehr dieselben" (Zitat. S. 173)

Rezension: Denken mit Friedrich Dürrenmatt. (Taschenbuch)

Der schweizerische Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt (1921-1990) bevorzugte die Komödie als "einzig mögliche dramatische Form" das Tragische zu sagen. Mit Ironie und Satire vergegenwärtigte er alle erstarrten Konventionen des Kleinbürgertums. Dürrenmatts Interesse galt dem mutigen Menschen, den er im Gegensatz zur heroischen Gestalt sieht. Seine Helden sind ohne Illusion über die Veränderbarkeit der Welt oder erfahren dies im Agieren oder im Rückzug aus ihr. Die Nichtberechenbarkeit der Welt ist auch ein Thema seiner Erzählungen und "Kriminalromane". Dürrenmatt schrieb Hörspiele, die häufig zur Vorlage seiner Dramen wurden. Er veröffentlichte weiterhin "Theater - Schriften und Reden". Im "Turmbau zu Babel" setzte er sich mit seinem Werk auseinander.

"Denken mit Friedrich Dürrenmatt" beinhaltet Gedanken und Gedankensplitter des Schriftstellers zu Begriffen wie Aufklärung, Demokratie, Erkenntnis, Faschismus, Friede, Gott, Humor, Kunst, Liebe, Macht, Toleranz und Unrecht.

Ich möchte, um die Tiefe von Dürrenmatts Gedanken zu verdeutlichen, seine Betrachtung zum Begriff Erkenntnis zitieren: "Ist der Forderung "Erkenne dich selbst" schwer und nur unzulänglich nachzukommen, da sich ein jeder über sich selbst am leichtesten täuscht, so stellt uns gar der Versuch, den anderen zu erkennen, vor unüberwindliche Schranken. Mögen wir dem anderen noch so nahe stehen, mögen wir ihn lieben, achten, oder mögen wir seine Gegner sein, wir kennen ihn nie, wie er ist, wir kennen nur Zeichen, die von ihm kommen, Wirkungen, die von ihm ausgehen, Fakten, die sich feststellen, zusammenstellen lassen. Wir erleben den anderen, oft eindringlich, manchmal erschütternd, doch unser Wissen über ihn ist begrenzt, aber auch die Möglichkeit ihm zu helfen. Der wirkliche Raum zwischen den Menschen ist unermesslicher als wir das wahrhaben wollen, als die Liebe, die Freundschaft, ja die Feindschaft es wahrhaben will. Seinen Weg hat jeder selber zu gehen, er wird auf eine Bahn geschleudert, die ihn unweigerlich immer weiter von den andern treibt, in den Tod."

Wenn man dies erst einmal begriffen hat, wird man die Momente, die man mit Mitmenschen verbringen kann, so schön wie möglich gestalten und sich keinesfalls bekriegen. Man wird toleranter sein und nicht versuchen den anderen zu verschubladen. Man wird die Individualität des anderen respektieren und zu schätzen lernen.

Es führt zu weit alle Sentenzen Dürrenmatts hier auszuleuchten, obschon seine Betrachtungen zur Liebe ihresgleichen suchen.

Den ironischen Dürrenmatt erlebt man im Buch in Gedankensplittern wie folgendem:

"Ist Kultur etwas, das man retten kann?"

Dürrenmatt beweist mit allen Gedanken große Klugheit. Ich erlaube mir noch einen weiteren bemerkenswerten Gedanken zu zitieren:

"Ideologien sind Ausreden, an der Macht zu bleiben, oder Vorwände an die Macht zu kommen. Aber die Macht kann nur mit Mitteln der Macht behauptet oder erobert werden: mit der Gewalt. So rechtfertigen die Ideologien nicht nur die Macht, sie verklären auch die Gewalt, mit deren Opfern sie nachträglich wie Beerdigungsinstitute verfahren: Sie richten her, was sie hingerichtet haben"

Über einen solchen Gedanken sollten Lehrer mit ihren Schüler gemeinsam nachdenken und diskutieren. Er öffnet die Augen und führt zur Wachsamkeit gegenüber Rattenfängern jedwelcher Art.

Aber lesen Sie bitte selbst.

Rezension:Denken mit Blaise Pascal (Broschiert)

Der französische Mathematiker, Physiker und Religionsphilosoph Blaise Pascal (1623-1662) baute die Kombinatorik und Wahrscheinlichkeitstheorie aus. Er entdeckte die Eigenschaften der Zykloide, erörterte das pascalsche Dreieck, arbeitete an der Konstruktion der Rechenmaschine, wies die Abnahme des Luftdrucks mit der Höhe durch Messungen mit dem Barometer nach und entdeckte das Gesetz der kommunizierenden Röhren.

Im Kloster Port Royal wandte er sich nach einem mystischen Erweckungserlebnis dem Jansenismus zu.
Seine "Lettres à un Provincial" sind ein scharfer Angriff gegen die Gesetzesmoral der Jesuiten. Wegen Krankheit konnte er eine Schrift zur Verteidigung des Christentums nicht mehr vollenden. Die im Buch veröffentlichten Stücke ergeben eine kleine Auswahl aus besagten "Pensées". Obschon Pascal selbst Naturwissenschaftler war, war er im Religiösen der große Gegenspieler des naturwissenschaftlichen Rationalismus und Optimismus. Er war davon überzeugt, dass der Verstand nur mit der Logik des Herzens funktionieren kann. Dabei soll die Logik die genaue Grenze angeben, wo der Glaube beginnt und die vom Glauben erzwungenen Widersprüche so exakt wie möglich formulieren. Pascal begründet seine Glaubensbeweise in Anlehnung an die geometrische Axiomatik und an die Wahrscheinlichkeitsrechnung.
Auf diese Weise kommt die Vernunft zur Einsicht ihrer Unzulänglichkeit und zu dem Entschluss, im Absurden und im logischen Widerspruch das Zeichen der höchsten Wahrheit zu erkennen. Pascals Einfluss reichte über S. Kierkegaard, F. Nietzsche und die französischen Existentialisten bis in die Gegenwart.

"Denken mit Blaise Pascal" bedeutet sich mit der Größe des Menschen, seiner Eitelkeit, Einbildung, Eigenliebe, seiner Schwäche und Nichtigkeit auseinanderzusetzen, genau diese nämlich sind in dem Büchlein in kürzeren und längeren Sentenzen thematisiert.

Unmöglich auf all die Gedanken im Buch im Rahmen dieser Rezension Bezug zu nehmen. Mich haben seine Sentenzen zur Nichtigkeit des Menschen am meisten beeindruckt. "Wer die Nichtigkeit der Welt nicht sieht, ist nichtig. Auch die jungen Menschen , die sie nicht sehen, die alle im Lärm stehen, in den Zerstreuungen und in den Gedanken an die Zukunft? Aber man nehme ihnen die Vergnügungen und man wird sie eintrocknen sehn vor Langweile; sie fühlen die Nichtigkeit, ohne sie zu erkennen; denn es ist besser, unglücklich zu sein, als in einer unerträglichen Traurigkeit zu sein, wenn man auf sich selbst zurückgeführt ist und nicht mehr zerstreut."
Nichts scheint dem Menschen unerträglicher, als in vollkommener Ruhe zu stehen, ohne Leidenschaft, ohne Geschäft, ohne Zerstreuung, ohne Eifer. Dann nämlich fühle er seine Nichtigkeit, seine Verlassenheit, seine Leere.



Pascal ist davon überzeugt, dass dann der Seele des Menschen Langeweile, Schwärze, Traurigkeit, Schmerz, Verzweiflung und Ekel entsteigt. Der Denker resümiert, dass die Menschen den Tod, das Elend, die Unwissenheit, nicht heilen konnten und sich schließlich geeinigt haben, nicht daran zu denken. Dies sei alles, was sie erfunden haben, um sich zu trösten. Allerdings sei es ein nichtiger Trost, weil er nicht das Elend zu heilen sucht, sondern es nur verstecken möchte für geringe Zeit und indem er es versteckt, würde der Mensch erreichen, dass man nicht mehr daran denkt es zu heilen. Heilung ist allerdings möglich, indem man sich Gott zuwendet.

Soweit die erfreuliche Botschaft eines tiefgläubigen Mathematikers, der für sich einen Weg fand, um der Leere zu entgehen. Es ist sicher nicht der schlechteste Weg.

Rezension:Denken mit Henry David Thoreau: Von Natur und Zivilisation, Einsamkeit und Freundschaft, Wissenschaft und Politik (Broschiert)

Der amerikanische Schriftsteller Henry David Thoreau (1817- 1862) war dem so genannten Transzendentalismus verbunden Darunter versteht man die philosophische Richtung in den USA, die sich Mitte des 19. Jahrhunderts gegen den rationalistischen Puritanismus und Materialismus wandte und den Menschen als Zentrum aller Erfahrung sowie Philosophie ansah und die Hingabe an die Natur lehrte. Die Natur bedeutete für Thoreau Sprache der göttliche Weltseele und Spiegel der eigenen Seele, Naturdichtung und Prozesse der Selbsterkenntnis. Eng befreundet war Thoreau mit dem amerikanischen Philosophen und Dichter Ralph Waldo Emerson, der Naturanschauung und Tranzendentalphilosophie miteinander verband.

"Denken mit Henry Davis Thoreau" stellt im Vorwort von Philipp Wolff- Windeck den amerikanischen Schriftsteller näher vor, der in vielen seiner Gedanken seiner Zeit weit voraus war. So lehnte er in seinen pädagogischen Vorstellungen die körperliche Züchtigung ab und betrachtete schon damals Indianer als Opfer der welthistorischen Ost-West-Bewegung. Ihm war bewusst, dass der Boden auf dem er ging, indianischer Boden war. Er soll sich selbst als halber Indianer gefühlt haben, nicht zuletzt, weil er sein Naturverständnis erst durch die Freundschaft mit Indianern intensiv entwickelt hatte.

Äußerlich sein Einsiedlerleben (1845-47) am Waldensee schildernd, entfaltet Thoreau in seinem Werk "Walden" den Mythos eines grundlegenden inneren Wandlungsprozesses zur Verwirklichung des höheren Selbst. Als Sozialkritiker schrieb er den Essay "Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat" und verkündet ebd. der Bürger habe ein Recht, ja sogar eine Pflicht zur "civil disobedience" gegen den Staat, wenn die regierende Mehrheit Gesetze beschließt und Taten billigt, die der Bürger in seinem Gewissen für ein schweres Unrecht hält. Mahatma Gandhis wurde von Thoreaus diesbezüglichem Gedankengut stark beeinflusst.

Man liest in der Folge sehr nachdenkliche Betrachtungen Thoreaus zur Natur und Zivilisation, Einsamkeit und Freundschaft, Wissenschaft und Politik etc. Er plädiert für Nachsicht mit den Menschen und erinnert daran, das jeder von uns charakterliche Auswüchse und Mängel besitzt. Mir haben Thoreaus Betrachtungen über Freundschaft besonders gut gefallen, die in dem Gedanken münden, dass Freundschaft "die unaussprechliche Freude und der Segen ist, der zwei oder mehreren Menschen erwächst, die ihrer Veranlagung nach miteinander im Einklang stehen". Der Denker weiß, dass zwischen solche Naturen, die ihrem Wesen nach ähnlich und der Sympathie fähig sind sich nie ein Schleier oder Hindernis entwickeln kann. Entfremden können sich nur Freunde, die sich etwas erklären. Grundlage von Freundschaft und Liebe ist ein Seelenband. Thoreaus Gesundheitsbegriff ist ganzheitlich und damit ist er auch hier seiner Zeit weit voraus. "Wir brauchen einen Arzt, der zugleich dem Körper, wie den Geist, das heißt dem Menschen dient. Wie die Dinge jetzt stehen, fällt er zwischen die Stühle."

Über Seiten beschreibt er seine Beobachtungen in der Natur und zieht seine Schlüsse. Besonders lesenswert sind die Betrachtungen der Jahreszeiten und über Indianer. Thoreau hinterfragt die Ausbeutung der Natur und vieles andere mehr und zeigt sich in allen Betrachtungen als sehr kritischer Geist, der den schlichten Dingen des Lebens den Vorrang einräumt.

Thoreau lehrt seine Leser Demut, indem er sie über die Natur nachzudenken anleitet.

Rezension:Denken mit Ludwig Marcuse: Über Aufklärung und Abstumpfung, Einsamkeit und Engagement, Macht und Massenkultur, Vergänglichkeit und Vernunft (Broschiert)

Der Publizist und Literaturkritiker Ludwig Marcuse (1894-1971) emigrierte 1933 nach Frankreich und von dort aus 1938 in die USA. Hier war er seit 1940 Professor für Philosophie an der University of Southern California. 1963 kehrte er nach Deutschland zurück und schrieb über zahlreiche Schriftsteller, Philosophen und Musiker, ferner u.a. "Obszön. Geschichte einer Entrüstung".

"Denken mit Ludwig Marcuse" ist im Grunde ein Wörterbuch mit schlagfertigen Definitionen über Aufklärung, Abstumpfung, Kultur, Macht, Freiheit und vieles andere mehr.

Die Züricher Zeitung resümiert, das Marcuse wie nur wenige neben ihm den klaren, aufklärerischen Geist Berlins in der Weimarer Republik, immer geistreich, oft polemisch und feuerköpfig, begeistert oder entrüstet, aber nie fanatisch oder besserwisserisch verkörperte.

Liest man dieses Buch aufmerksam, kommt man zum gleichen Ergebnis. Es ist unmöglich im Rahmen dieser Rezension auf alle Sentenzen dieses Denkers einzugehen, deshalb werde ich mich auf einige beschränken, beginnend mit einem Satz, den ich kommentarlos abnicke, weil ihm wirklich nichts hinzuzufügen ist.

"Intellektuelle sind seltener wohlwollend gegeneinander als Einheimische gegen Gastarbeiter."

In allen Jahrhunderten haben Philosophen über die Freundschaft nachgedacht, vielleicht weil es neben der Liebe das Beste ist, was einem Menschen in seinem Leben widerfahren kann. Marcuse findet eine Erklärung dafür, weshalb die Freundschaft so selten ist, der ich ohne Einwand zustimme. Selten ist sie deshalb, "weil es, unter dem harten Gesetz des Wettbewerbs, Kraftverschwendung ist, im Nebenmenschen etwas anderes zu sehen als einen Konkurrenten oder einen Alliierten. So ist Freundschaft meistens: Spießgesellenschaft."
Marcuse beschreibt eine Realität, die ich sehr bedauere, weil sie uns Menschen so viele positive Möglichkeiten nimmt, wir uns aufgrund unserer Egoismen letztlich des Besten berauben, was wir haben können.

Unter dem Buchstaben F fand ich unter anderem eine kleine Sentenz, deren Inhalt ich für sehr bemerkenswert erachte: "Ein Führer entsteht nur, wenn eine Gefolgschaft bereits da ist."
Wenn diese Annahme zutrifft, ist es noch notwendiger als es ohnehin schon ist, dass jeder Mensch sich aus seiner Unmündigkeit befreit.

Unter den Buchstaben G liest man u. a . "Wer nichts weiß, ist nicht so beschränkt wie der, welcher, eingeschlossen in sein Gedankenkorsett keine Erfahrungen mehr macht."
Nichts ist enervierender als mit zugebretterten, besserwisserischen Möchtegernintellektuellen seine Zeit verbringen zu müssen. Wie angenehm dagegen sind die Stunden mit weltoffenen, weniger gebildeten, intelligenten Menschen, die bereit sind zu einem positiven Dialog.

"Das Gewissen wird umso friedloser, je gewissenhafter einer sich aushorcht."
Das ist der Preis der Selbsterkenntnis, lieber Herr Marcuse.

Sehr lesenswert sind Marcuses Sentenzen zum Glück, die in dem Satz gipfeln "Wer aufs Glücklichsein verzichtet (unter dem Diktator Pflicht), erfüllt sein Dasein nicht. Denn jeder ist - der Anlage nach - eine neue Variante des Glücks."

Der preußische Protestantismus machte den Verzicht auf Glücklichsein erforderlich. Die Ergebnisse werden durch die geschichtliche Entwicklung in unserem Land überdeutlich demonstriert.

Unter dem Buchstaben P findet man Marcuses Gedanken zur Politik und Moral. "Es ist unmoralisch, Politik immer dann moralisch zu werten, wenn es einem gerade so passt. Und es ist unmoralisch, nicht zu sehen, dass ein Element der Politik immer Macht sein wird. Auch im Paradies, soweit sich darin Menschen befinden.
Die Revolutionen scheitern nie daran, dass ihre Ziele nicht gut waren, sondern daran, dass die Revolutionäre sich nicht vor der Macht fürchteten. Nicht -Fürchten meint hier: über der Leichtigkeit der Eroberung die problematische Herrschaft zu übersehen, die dem Sieg über die Herren folgen muss."
Sartre beschreibt in seinem Stück "Die schmutzigen Hände" das Phänomen. Die Ideale bzw. Ziele werden von Revolutionären am Ende stets in den Hintergrund gerückt, weil sie von der Macht korrumpiert werden. Machtgeilheit ist meines Erachtens immer ein Persönlichkeitsdefizit und immer der falsche Weg mit dem Instrument der Herrschaft konstruktiv umzugehen.

Ein Buch, das zum Nachdenken anregt.


Rezension:Freiheit von Gewalt und Lüge. Gedanken über Aufklärung, Fortschritt, Kunst, Liebe, Müßiggang und Politik (Taschenbuch)

Der russische Schriftsteller Anton Parlowitsch Chechov ( 1860-1904) lebte seit 1898, an Tuberkulose erkrankt, in Süd-Russland und in westeuropäischen Kurorten. In seinen Werken setzte er sich durch die Analyse menschlichen Verhaltens und sozialer Missstände die Tradition des kritischen Realismus fort, andererseits war er durch die subtile Darstellung und Deutung seelischer Zustände und nuancierter Stimmungen dem europäischen Impressionismus und Symbolismus verbunden.Er schilderte besonders die Welt des damals neu entstehenden russischen Kleinbürgertums, der Intelligenz und des sich auflösenden Gutsadels.

" Freiheit von Gewalt und Lüge " enthält Gedanken Chechovs zur Armut, Aufklärung, kurze Betrachtungen im Hinblick auf namhafte Schriftsteller, Sentenzen über das Leben, Gedanken über die Liebe, die Lüge , über Sündenböcke , die Zensur und anderes mehr.

Um mehr vom Wesen Chechovs zu erfahren, habe ich zunächst seine kurzen Betrachtungen bezüglich seiner Schriftstellerkollegen gelesen. Aus allen seinen Zeilen spricht Fairness, niemals üble Nachrede, niemals Neid und Missgunst. Chechov war demnach ein Mensch, der anderen mit Respekt begegnete. Das nimmt mich für ihn als Person ein.

Bei einigen Autoren, wie bei etwa bei Gogol, ist er des Lobes voll. Über Nietzsche sagt er, er würde ihn gern einmal irgendwo im Zugabteil oder auf dem Dampfer begegnen und eine ganze Nacht mit ihm reden. Er hielt seine Philosophie für kurzlebig, allerdings für weniger überzeugend als bravourös. Seine feine Kritik ist nicht nur bei Nietzsches Werken in Watte verpackt. Chechov war kein Mann der mit dem Hammer draufschlug. Es drängte ihn nicht nach dem Gesichtsverlust seines Gegenübers. Das hatte er nicht nötig. Chechov besaß Persönlichkeit und Größe.

Am Tag als Zola starb schreibt er "Heute bin ich traurig. Zola ist gestorben. Das kam so unerwartet und irgendwie ungelegen. Als Schriftsteller habe ich ihn wenig gemocht, aber dafür als Menschen in den letzten Jahren, als die Affäre Dreyfus Wellen schlug, habe ich ihn hochgeschätzt."

Gefallen haben mir seine Miniaturgeschichten, in denen er das aberwitzige Verhalten einzelner Menschen mit knappen Worten auf den Punkt bringt und die ihn als begnadeten Schriftsteller ausweisen.

" Briefwechsel. Ein junger Mann träumt davon, sich der Literatur zu widmen, schreibt ständig darüber seinem Vater, quittiert schließlich den Dienst, fährt nach Petersburg und widmet sich der Literatur - er wird Zensor."

Wie müssen Menschen gestrickt sein, die anderen den Maulkorb verpassen wollen?

"Ein junger Mann hatte eine Million beisammen, legte sich darauf und erschoss sich."

Wer glaubt, dass dieser junge Mann, den Wert des Geldes nicht schätzte, irrt sich meines Erachtens. Eine solche Tat begeht nur, wer dem Geld zu viel Wert beimisst.

Unmöglich zu allen Gedanken im Rahmen der Rezension Stellung zu nehmen. Von den im Buch angeführten Sentenzen hat mich nachstehende am meisten berührt: "Die Blattlaus frisst Pflanzen, der Rost Metalle und die Lüge die Seele auf. " Gut beobachtet.



Rezension: Denken mit Johann Wolfgang von Goethe. (Taschenbuch)


" Freiwillige Abhängigkeit ist der schönste Zustand, und wie wäre der möglich ohne Liebe? ( Goethe),

"Denken mit Johann Wolfgang von Goethe" um fasst ein Vielzahl von Gedanken und Aussprüchen des Dichters zum Thema: Welt, Leben, Menschen, Erziehung, Frauen, Liebe, Glück, Charakter, Kunst, Poesie, Geschichte und Philosophie. Wer hofft, aufgrund dieser Sentenzen Goethe vollständig kennenzulernen zu können, erwartet zu viel. Man lernt Goethe übrigens auch dann nicht vollständig kennen, wenn man all seine Werke gelesen hat. Soviel nur.


Dennoch ist es lohnenswert sich in das Büchlein zu vertiefen, denn Goethe besaß einen besonders tiefen Blick und breitgefächerte Erkenntnisse, die ihn zu einem klugen Mann werden ließen, auch wenn er bis ins hohe Alte spielte, primär mit Worten spielte. Vielleicht darf man nicht aufhören zu spielen, um klug zu werden und vielleicht übt man sich am besten in Herzensbildung, wenn man mit anderen fair spielt. Wer spielt öffnet sich nicht nur gegenüber der Kreativität, sondern zeigt auch Bereitschaft zu lernen. Lernen ist die Grundvoraussetzung um klug zu werden.


Goethe bekämpfte seine Höhenangst damit, dass er als Student trotzdem immer wieder das Straßburger Münster emporstieg. Die Therapie, die er sich verordnet hatte, funktionierte. Offenbar war Goethe davon überzeugt , dass man die Psyche generell überlisten kann, denn er schreibt:" Seelenleiden, in die wir durch Unglück oder eigene Fehler geraten, sie zu heilen, vermag der Verstand nichts, die Vernunft wenig, die Zeit viel, entschlossene Tätigkeit hingegen alles. " Prof. Holm-Hadulla, dessen Psychobiographie über Goethe ich gerade gelesen und rezensiert habe, dokumentiert in seiner Analyse, dass diese Vorgehensweise Goethes Werke hervorgebracht haben. Die Leiden an Lotte überwandt er beispielweise durch sein entschlossenes Schaffen am " Werther ".


Goethe bekam fast alle seine Seelenleiden auf diese Weise in den Griff. Er kannte sich und wusste wie er vorgehen muss. Psychotherapeuten hätten kein Geld an ihm verdient. Er therapierte sich selbst. Gestern habe ich die jetzt folgende Sentenz in die Kopfzeile der Rezension zur Psychobiographie über Goethe gewählt: " Die reinste Freude, die man an einer geliebten Person finden kann, ist die, zu sehen, dass sie andere erfreut." Dieser Satz dokumentiert Herzensbildung. Hier zeigt sich ein Mensch, der frei von Eifersucht, Besitzgebaren etc. zu sein scheint. Hier zeigt sich ein Mensch, der begreift, dass das Schönste, was Menschen sich schenken können, Freude ist, ausgelöst vielleicht durch ein Lächeln, ein liebes Wort, eine bejahende Geste.
Goethe weiß: " Unter allen Besitzungen auf Erden ist ein eigen Herz die kostbarste, und unter Tausenden haben sie kaum zwei." Wir sollten uns alle bemühen, dass aus den zweien viele werden.

Hervorheben möchte ich noch folgenden Gedanken: " Die wahre Poesie kündigt sich dadurch an, dass sie, als ein weltliches Evangelium, durch innere Heiterkeit, durch äußeres Behagen, uns von den irdischen Lasten zu befreien weiß, die auf uns drücken. Wie ein Luftballon hebt sie uns mit dem Ballast, der uns anhängt, in höhere Regionen und lässt die verwirrten Irrgänge der Erde in Vogelperspektive vor uns entwickelt da liegen. Die muntersten wie die ernsteren Werke haben den gleichen Zweck, durch eine glückliche geistreiche Darstellung so Lust als Schmerz zu mäßigen. "



Rezension: Sudelbücher (Gebundene Ausgabe) -Lichtenberg

Für deutsche Literatur ist durch die "Sudelbücher" aus dem Nachlass Lichtenbergs der Beginn der Aphoristik gegeben. Bei diesen Notizenfolgen handelt es sich keineswegs um Aphorismen von jener genauen klassischen Form, wie sie die französische Literratur damals schon als Tradition aufzuweisen vermochte.

Lichtenberg, diaristisch verfahrend, sammelte Einfälle, Vermutungen, Fragen, Feststellungen, Einwände und witzige Apercus, so dass eine Materialsammlung zu einem einfachen Denkbuch entstanden ist oder auch Vorstudien zu einem geplanten größeren Werk gefunden werden könnten, in welchem auch wichtige Zitate, die zum Weiterdenken anleiten, ihren Platz hätten haben sollen. Demnach liegt bei Lichtenberg eine ungeordnete Sammlung von Bruchstücken vor, wobei sich thematisch die Analogie eher zu den Essais von Montaigne, formal vor allem zu den Penées von Pascal herstellt.

Man findet weniger Abgrenzung bei Lichtenberg als vielmehr zahllose Beobachtungen oft skurriler Natur, ironische Vergleiche, sarkasitische Entlarvungen, gleichwohl selten Grundsätze, Maximen und Definitionen. Es dominiert die Selbstbeobachtung. Diese drängt die der Welt und Gesellschaft deutlich zurück. Denn diese Sonderform der Aphoristik entstammt der Einsamkeit, keineswegs dem anregenden Klima der Salons, der Gesellschaft und ihrer geistreichen Konversation. Den Aphorismen fehlt es keineswegs an Witz und Kürze, an Ansätzen zur genauen Gliederung, aber da die Notizen nicht mehr durchgearbeitet wurden, befinden sie sich gewissermaßen im Rohzustand.

Drei Beispiele für Lichtenbergs Klugheit Sachverhalte mit knappen Worten auf den Punkt zu bringen:

"Ich bin überzeugt, man liebt sich nicht bloß in andern, sondern hasst sich auch in andern."

"Die Leute, die niemals Zeit haben, tun am wenigsten."

"Ist es nicht sonderbar, dass die Menschen so gerne für die Religion fechten, und so ungerne nach ihren Vorschriften leben?"

Rezension:1000 Küsse (Gebundene Ausgabe)


"Die Verliebtheit zeigt dem Menschen, wie er immer sein müsste." (Anton Cechow),

Dieses schöne Buch beeinhaltet 200 Zitate der Weltliteratur, die sich mit der Liebe und hier vor allem mit ihren körperlichen Ausdrucksformen, den Umarmungen und dem Küssen befassen. Die Zitate korrespondieren vortrefflich mit den 200 Kunstwerken, die im Buch abgelichtet sind. Die Aufnahmen sind von guter Qualität. Der Name des jeweiligen Künstlers wird ebenso genannt, wie der Name des einzelnen Werkes, das Entstehungsjahr und die Orte, wo man die Originale derzeit in Augenschein nehmen kann.

Gleich zu Beginn lernt man das Detail einer Vase kennen, die zwischen 330-40 v. Chr. angefertigt worden ist. Das Motiv ist erotischer Natur. Der Abbildung ist ein Zitat Heinrich von Kleists beigegeben: "Auch der Olymp ist öde ohne Liebe". Wie recht Kleist doch hat.

Blättert man weiter, gelangt man u.a. zu Ablichtungen von Gemäldeausschnitten von Hieronymus Bosch, erfreulicher Weise auch zu solchen aus "Der Garten der Lüste". Sehr schön ist in diesem Zusammenhang ein Zitat Percy Bysshe Shelleys "In der ruhigen und süßen Dunkelheit treffen sich die Seelen auf den Lippen der Geliebten."

Francis Picacias "Liebespaar" habe ich zunächst für ein Werk Chagalls gehalten. Diesem Werk ist ein Zitat Oscar Wilde angefügt: "Wer liebt, denkt nicht und wer denkt, liebt nicht." Es ist wahr, ein Mensch, der liebt, lässt sich von seinem Gefühl leiten und handelt nicht selten jenseits aller Vernunft. Möglicherweise sind aus diesem Grunde junge Menschen zu weitaus intensiverer Liebe fähig. Je mehr der Kopf die Oberhand über einen Menschen gewinnt, desto kühler agiert er, bis am Ende nur noch Berechnung bleibt. Grund genug sich innere Jugend zu bewahren. Sie ist der Schlüssel dafür, bis zum Ende seiner Tage zu lieben.

Ein wirklich gelunges Buch.

Rezension: Maximen und Reflexionen (Gebundene Ausgabe)

Goethes "Maximen und Reflexionen" sind von geradezu beispielloser Gelassenheit gekennzeichnet. So tritt das bescheidene, nur zu oft dem Understatement zugeneigte und manchmal auch gerade wieder provozierende Genre in seiner manchmal programmatischen Unscheinbarkeit an der Stelle der vom so genannten hohen Stil bestimmten Formen der Unterweisung und die offenbar diskursive, jedoch in diesem Fall nicht erklärende und argumentierende Prosa an die Stelle des kunstvollen Epigramms. Genau in dem Maße, in dem diese Form gewonnen wird, löst sich der Aphorismus auch aus der didaktischen Tradition der Lehrprosa und des Katechismus.



Der Aphorismus mutet in sich geschlossen und sogar vollendet an, zumindest in einem formalen Sinne, selbst wenn seine jeweiligen Einzelstücke Glieder einer unsichtbaren und fortzuführenden Kette genannt werden können, Versuche Fremdes zu erfassen, Vorgegebenes aufzunehmen und zu verändern, Bekanntes antizipierend abzuschließen. Man sollte sich meines Erachtens darüber bewusst werden, dass im Aphorismus keine Resultate vorgelegt, sondern Einsichten vermittelt und Anstöße zum Stutzen und Weiterdenken, mehr noch : die Teilnahme an einem Denkprozess, welcher eigentlich Gesprächscharakter besitzt.



Die "Maximen und Reflexionen" sind aus verschiedenen Werken Goethes entnommen und diesen im Einzelnen erkennbar zugeordnet. Ich bin immer wieder überrascht von der Lebensklugheit dieses Mannes. Sie ist einzigartig.



In seiner 395. Reflexion sagt er: " Was Freunde mit und für und thun, ist auch ein Erlebtes; denn es stärkt und fördert unsere Persönlichkeit. Was Feinde gegen uns unternehmen, erleben wir nicht, wie erfahren`s nur, lehnen`s ab und schützen uns dagegen wie gegen Frost, Sturm und Regen und Schlossenwetter oder sonst äußere Übel, die zu erwarten sind." Kann man ihm da widersprechen?



Eine meiner Lieblingsreflexionen ist die Reflexion 847 "Mit jemand leben oder in jemand leben ist ein großer Unterschied. Es gibt Menschen, in denen man leben kann, ohne mit ihnen zu leben, und umgekehrt. Beides zu verbinden ist nur der reinsten Liebe und Freundschaft möglich." Wie wahr, deshalb auch ist nichts wertvoller im Leben als reine Liebe und Freundschaft.



Sehr wichtig erscheinen mir die Sentenzen 875 und 876.

"Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: sie muss zu Anerkennung führen. Dulden heisst beleidigen." "Die wahre Liberalität ist Anerkennung."



Goethe war ein guter Beobachter, dies kommt nicht zuletzt in nachstehendem Gedanken zum Ausdruck. " 917. Das Leben vieler Menschen besteht aus Klatschigkeit, Tägigkeiten, Intrigue zu momentaner Wirkung." Schade, dass dies so ist, nicht wahr? Gibt es nicht kreativere Möglichkeiten seine Lebenszeit auszufüllen?



Ich stimme Goethe ganz besonders in folgender Reflexion zu:

" 982. Der pedantische Purismus ist ein absurdes Ablehnen weiterer Ausbreitung des Sinnes und Geistes. (Z.B. das englische Wort grief)."



Rezension: Denken mit Mahatma Gandhi (Broschiert)

  Denken mit Mahatma Gandhi " berichtet im Vorwort über das Leben und Denken des Führers der indischen Unabhängigkeitsbewegung, der am 2.10 1869 in Porbandar geboren und am 30. Januar 1948 in Delhi ermordet wurde.

Gandhi entstammte einer wohlhabenden Hindufamilie, war Rechtsanwalt in Bombay, ging 1893 aus beruflichen Gründen nach Südafrika und stieg dort zum Führer der indischen Einwanderer auf. 1906- 13 leitete er in Transval eine Kampagne für die Anerkennung der bürgerlichen Rechte seiner Landleute.
Unter dem Einfluss der altindischen Lehre des " Ashima " (des Nichtverletztens), der christlichen Bergpredigt und der Ideen Tolstois entwickelte Gandhi Formen des gewaltlosen Kampfes und beeinflusste den Pazifismus nachhaltig. 1914 kehrte er nach Indien zurück, wo er der Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung wurde.

Wie man dem Buch entnehmen kann, war es Ghandis Verdienst eines der Gebote der ältesten indischen Ethik- Lebewesen nicht zu schädigen und damit gewaltlos zu sein- auf das politische Leben anzuwenden.
Voraussetzung dafür ist " Satyagraha " (Sich- an- die - Wahrheit- Halten). Für Gandhi ist die Wahrheit das Herz aller Dinge - identisch mit Gott. Dies ist die Ursache weshalb Wahrheit mächtiger ist als jede Macht der Welt. Der Gedanke, der dahinter steht ist der, dass derjenige der mit der Wahrheit im Bunde ist mit Gott im Bunde.

Gandhis Gewaltlosigkeit hat nichts mit Passivität zu tun. Gandhi lehnte den Begriff " passiver Widerstand " ab. Der passive Widerständler lehnt Gewalt nämlich nicht prinzipiell ab, während Ghandis gewaltloser Widerstand dies aber tut. Bei " Ashima " wird nicht Gewalt gegen Gewalt gesetzt, sondern die Gewalt der Gewaltsamen durch den Widerstand der Gewaltlosen um ihre Wirkung gebracht. Was kann Gewalt erreichen gegen Menschen, die sich durch nichts erschüttern lassen, weil sie nichts mehr fürchten? Der Widerstand, der sich auf die Macht der Wahrheit begründet, setzt die Bereitschaft zu Leiden voraus und letztlich auch den Mut zu leiden. Diesen Weg ging Gandhi.

Das vorliegende Büchlein enthält eine Reihe sehr interessanter Texte Gandhis, die sich mit der Wahrheit auseinandersetzen und deren Wirkung dokumentieren. Ghandi reflektiert Wege zu Wahrheit, schreibt über den Sinn des Fastens und über den gewaltlosen Widerstand, reflektiert die Notwendigkeit von Charakterstärke, die Kraft des Geistes und die des Vergebens und der Toleranz. " Wahrheit wohnt in jedem menschlichen Herzen und man muss hier nach ihr suchen und sich von der Wahrheit leiten lassen, wie man sie sieht. Doch niemand hat das Recht, andere zu zwingen, nach seiner eigenen Wahrheitssicht zu handeln." (Zitat Gandhi)


Empfehlenswert, gerade in Zeiten, in denen die Gewalt durch Handlungen und Bilder in jeder Beziehung verherrlicht wird.


Rezension: Denken mit Friedrich Schiller

Friedrich Schiller wurde am 10. November 1759 in Marbach geboren. Er starb am 9.Mai 1805 in Weimar. Irgendwo habe ich einmal gelesen, dass Schiller Deutschlands Ersatz für eine bürgerliche Revolution war. Diesen Satz fand ich bemerkenswert. Schiller zählte zu den wenigen Deutschen, die die französische Republik nach der Revolution zu ihren Ehrenbürgern gemacht hat. Zum Hausdichter des liberalen deutschen Bürgertums wurde er, weil er sein revolutionäres Freiheitspathos mit Erbaulichkeit und Theatralik zu verbinden verstand.
Ende dieses Jahres feiern wir den 250. Geburtstag Schillers. Grund genug sich mit seinen Texten näher zu befassen.

Zum Einstieg eignet sich " Denken mit Friedrich Schiller " bestens, hier findet man, wie der Klappentext bekundet eine Auswahl aus Schillers schönsten und wertvollsten Gedanken, die - über die Dichtungen hinaus - das Geheimnis eines starken , positiven , zukunftorientierten Herzens dokumentieren. Die Sprache des Dichters zeichnet sich durch kraftvolle Anschaulichkeit, durch Kühnheit Bilder und durch Prägnanz der Formulierung aus.

Folgende Zitate veranschaulichen, dass die ausgewählten Gedanken halten, was der Klappentext verspricht.

" Alle Kunst ist der Freude gewidmet, und es gibt keine höhere und keine ernsthaftere Aufgabe, als die Menschen zu beglücken. Die rechte Kunst ist nur diese, welche den höchsten Genuss verschafft. Der höchste Genuss aber ist die Freiheit des Gemüts in dem lebendigen Spiel aller seiner Kräfte."

Ein nicht einfaches Unterfangen für einen Künstler, denn er muss demnach durch seine Werke den Betrachter, Leser oder Zuhörer bilden und ihn von inneren Zwängen befreien. Er muss ihn zu seinem wahren Selbst führen, damit er sich frei entfalten kann.

Mit der knappen Sentenz " Ohne die Liebe kann keine poetische Tätigkeit bestehen " lüftet Schiller ein Geheimnis: Poesie bedarf der Liebe. Schiller besaß diese Liebe im Übermaß und huldigte ihr in wundervollen Versen, nicht zuletzt in seinem Gedicht: " An die Freude ".

Schiller ist davon überzeugt, dass Poeten und Dichter sich über die Wirklichkeit erheben und innerhalb der Sinnlichkeit stehen bleiben müssen. Die Verbindung von beidem nennt er ästhetische Kunst. Schiller weiß, dass der Realismus keinen Poeten machen kann und der tragische Dichter den gemischten Charakteren den Vorzug gibt. Das Ideal seines Helden liegt in gleicher Entfernung zwischen dem ganz Verwerflichen und dem Vollkommenen. Schiller idealisiert damit die Mitte, den Ausgleich, wenn man so will, aber keineswegs das Mittelmaß.

Schillers Gedanke über die Seele, die Liebe und die Freude haben mich am meisten berührt.
Er stellt fest, dass das Ideal der Natur in der schönen Seele liegt und macht begreifbar, dass die Seele nur dann schön sein kann, wenn Sinnlichkeit und Vernunft, Pflicht und Neigung harmonieren.

Beinahe fernöstlich liest sich folgende Sentenz: " Das Höchste, wonach der Mensch zu ringen hat: frei von Leidenschaft zu sein, immer klar, immer ruhig um sich und in sich zu schauen, überall mehr Zufall als Schicksal zu finden und mehr über Ungereimtes zu lachen als über Bosheit zu zürnen oder zu weinen. "

Ein kluger Psychologe spricht aus folgender Sentenz: " Wenn ich hasse, so nehme ich mir etwas; wenn ich liebe, so werde ich um das reicher, was ich liebe: Verzeihung ist das Wiederfinden eines veräußerten Eigentums - Menschenhass ein verlängerter Selbstmord, Egoismus ist die höchste Armut eines erschaffenen Wesens."

" Egoismus ist die höchste Armut eines erschaffenen Wesens." Schade, dass diese Erkenntnis nur wenige Menschen besitzen und es offenbar so schwer fällt sich der Liebe und Freude zu öffnen.


Schiller lässt seine Leser wissen, dass man nur durch die Liebe blühen kann, denn die Liebe ist das große unfehlbare Band der empfindenden Schöpfung, so der Dichter. " Wenn jeder Mensch alle Menschen liebte, so besäße jeder die ganze Welt. "

Welch wunderbare Gedanken eines positiven , starken Herzens.

Denken mit Oscar Wilde

Langeweile ist eine Sünde, für die es keine Absolution gibt." (Oscar Wilde)
Das vorliegende Buch enthält Aphorismen, Sentenzen, Bonmots, aber auch einige Gleichnisse des englischen Erzählers und Dramatikers Oscar Wilde (1854-1900) .

Der in Irland geborene Schriftsteller lebte ab 1879 in London, wo er durch seine extravagante Lebensführung bekannt wurde; 1895 wurde er wegen Homosexualität zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt, die er in Reading verbüßte. Wie Wolfgang Kraus im Vorwort unmissverständlich zum Ausdruck bringt, wurde Wilde nicht durch seinen Freund Lord Alfred Douglas ins Unglück gestürzt, sondern durch jene Figuren , die von den Todfeinden des erfolgreichen Dichters auf die Zeugenbank gestellt wurden.

Wilde war der bedeutendste Vertreter des Ästhetizismus in England. In diesem Sinn versucht der Held seines Romans " Das Bildnis des Dorian Gray " sein Leben als Kunstwerk zu gestalten, scheitert aber an seinem Gewissen. In Wildes Märchen werden die gesellschaftlichen Missstände romantisch verklärt und zugleich sozialkritisch enthüllt. Seine erfolgreichen Gesellschaftslustspiele leben vom geschliffenen Dialog und geistreichen Witz. Die Tragödie " Salomé " auf die Kraus auch zu sprechen kommt, vertonte Richard Strauss 1905.

Diverse Bonmots im Buch sind sicher nicht nur Wilde-Lesern bekannt, so etwas gleich zu Beginn der Satz: " Mir sind Menschen lieber als Prinzipien, und Menschen ohne Prinzipien das liebste auf der Welt. " Wilde schätzte demnach Freigeister, Menschen, die so waren wie er selbst. Viele hat er im viktorianischen England davon damals nicht gefunden.

Es spricht für Wildes psychologisches Einfühlungsvermögen, dass er im Ehrgeiz die Wurzel aller Hässlichkeit ausmacht und erkennt, dass selbst der Mutigste unter uns Angst hat - Angst vor sich selbst. Er nimmt vieles von dem, was Psychologen später sagen, vorweg, so auch wenn er konstatiert, dass wir für unsere Entsagung büßen. Er weiß, dass jeder Trieb, den wir unterdrücken, in unserem Inneren weiter keimt und Gift ist. Er folgert, dass immer dann, wenn der Körper sündigt, er durch das Sündigen gereinigt wird, weil Tat immer Reinigung ist. Zurück bleibt, so der Analytiker Wilde, nur Erinnerung an der Lust und die Wollust der Reue.

Der Gedanke, dass Reue durch das Gefühl der Wollust besetzt sein kann, wurde sicher zu seinen Lebzeiten als Blasphemie betrachtet.

Wilde ist ein bewusster Individualist, der erkannt hat, dass die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft von der Entwicklung des einzelnen abhängt." Wo man die individuelle Entwicklung aufgegeben hat, senkt sich das geistige Allgemeinniveau sofort. " Dieser Erkenntnis stimme ich ohne Einschränkung zu.

Das Buch ist in verschiedene Kapitel untergliedert. Die Gedanken aus dem Kapitel " Magie der Schönheit " zeigen, dass Wilde am meisten von der Schönheit und der Jugend inspiriert wurde.

Für ihn steht fest, dass in uns ein Sinn für Schönheit lebt und zwar von den anderen Sinnen getrennt und über ihnen schwebend, getrennt von der Vernunft und edler als sie, getrennt von der Seele und an Wert ihr gleich. Denkt man an den " Goldenen Schnitt" wie auch das harmonische Quadrat, so erhält man eine Idee von der Schönheit der Zahlen. Auf Zahlen lässt sich alles zurückführen und sie bilden die Grundvoraussetzung so genannter Sphärenmusik. Möglichweise dachte Wilde genau daran als er zur Erkenntnis kam, dass der Sinn für Schönheit über allen anderen Sinnen schwebt. Aber Wilde geht noch einen Schritt weiter und kommt zum Ergebnis, dass das Höchste, was wir erlangen können, darin besteht Schönheit zu begreifen. Dies sehe ich ganz ähnlich, weil eine solche Erkenntnis demütig und friedfertig macht. Schönheit findet ihren Ausdruck in Harmonie und führt insofern fast immer zur Freude, wenn man sich ihr vorbehaltlos öffnet.

Man liest von Wildes Liebe zu den Griechen, insbesondere zu deren feinem künstlerischen Instinkt. In der Folge sind Betrachtung über die Kunst ein großes Thema für ihn. Sehr bemerkenswert finde ich seinen Gedanken, dass Kunst Leidenschaft sei, weil in ihrem Bereich die Empfindung den Gedanken, der sich fester Bestimmung entzieht, färbt. " Hier herrschen die zarten Stimmungen kostbarer Augenblicke und nicht die Strenge wissenschaftlicher Formeln oder der Zwang theologischer Dogmatik. Die Kunst spricht von Seele zu Seele" ....und an anderer Stelle weiter: " Betrachtet ein Mensch das Leben vom künstlerischen Standpunkt, so hat er das Gehirn im Herzen. "

Mich berührt am meisten, wie sehr dieser brillante Kopf immer wieder die Psyche in alle Betrachtungen mit einbezieht. " Wollen wir unser Temperament bilden, müssen wir uns an die Künste halten, die uns berühren, nicht an Künste, die bloß belehren."

Seine Überlegungen zur Liebe, haben mich lange innehalten lassen. Von allen Sentenzen zu diesem Thema haben mich folgende am meisten gefesselt: " Das Geheimnis der Liebe ist größer als das Geheimnis des Todes " und schließlich nachstehendes gedankliches Vermächtnis Wildes mit, welchem ich diese Rezension abschließen möchte:
" Liebe ist besser als Weisheit. "








Rezension: Denken mit Friedrich Nietzsche

Begehren heißt, sich verloren haben." ( Nietzsche),
ken mit Friedrich Nietzsche " hat dazu geführt, dass ich meine Einstellung zu diesem Philosophen relativiert habe. Fast glaube ich bislang den üblichen Vorurteilen unterlegen zu sein, deshalb wohl werde ich mich jetzt intensiver mit diesem Herren auseinandersetzten.



Wer war Friedrich Nietzsche?



Die einleitenden Seiten geben darüber Auskunft.



Ich möchte diese kurz zusammenfassen, um anschließend auf den Inhalt des " Nietzsche- -Breviers " einzugehen, wobei die angebotene Fülle unterschiedlicher gedanklicher Sentenzen es notwenig macht sich auf einige wenige zu fokussieren.



Friedrich Nietzsche ( 1844-1900) war zunächst Professor für klassische Philologie in Basel und lebte dann in Schweiz und in Italien. Von großer Bedeutung für Nietzsche waren seine Bekanntschaften mit Lou Andreas -Salome, J. Burckhardt, F. Overbeck, P. Gast sowie besonders mit Richard Wagner, die später jedoch in eine Gegnerschaft umschlug. Die letzten elf Jahre - seit seinem Zusammenbruch in Turin 1889- verbrachte Nietzsche in geistiger Umnachtung in Naumburg und in Weimar.



In " Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik " vertrat er eine antiklassische, tragische, pessimistische Auffassung des Griechentums. In den vier " Unzeitgemäßen Betrachtungen " rechnete er mit dem bürgerlichen Bildungsbegriff und dem Historismus seines Zeitalters ab. Von Schopenhauer übernahm er die Idee vom Willen als übersinnliches Prinzip der Welt und trat für den Vorrang des Lebens vor dem Bewusstsein ein. Nietzsche war der Kritiker der traditionellen Moral, forderte die Entlarvung der Selbsttäuschung und wurde zu einem der Wortführer des europäischen Nihilismus. Seit 1882 verkündete er als seine philosophische Grundüberzeugung die " Umwertung der Werte ". Die " Sklavenmoral " des Christentums stellt er die " Herrenmoral ", dem Jenseitsglauben die Bejahung des Diesseits sowie das Ziel der Überwindung des Menschen auf den " Übermenschen " entgegen.



Das Brevier ist untergliedert in: " Große Erkenntnis ", " Tätiges Bewähren ", " Vom reichen Erleben ", " Um Frauen Liebe und Ehe ", " Die Kunst und ihre Quellen ", " Ewige Gegenwart ", " Ein Selbstbildnis ", " Das trunkene Lied " und " Nach neuen Meeren ".



Für Nietzsche ist das Leben ein hundertfältiger Versuch und das Misslingen und Gelingen ein Beweis.



Der großen Liebe sind nach seiner Vorstellung nur starke, runde und sichere Geister fähig, die fest auf sich selber sitzen. Ich glaube, damit hat er ebenso Recht, wie mit der Erkenntnis, das, was aus Liebe geschieht sich stets jenseits von Gut und Böse ereignet.



Ich teile weiter mit Nietzsche die Meinung, dass ein vorbildliches Leben aus Liebe und Demut besteht, in der Herzensfülle, welche auch den niedrigsten nicht ausschließt; in der förmlichen Verzichtleistung auf das Rechtbehaltenwollen, auf Verteidigung, auf Sieg im Sinne von persönlichem Triumph; im Glauben an die Seligkeit hier auf Erden, trotz Not, Widerstand und Tod; in der Versöhnung, in Abwesenheit des Zornes, in der Verachtung.



Nietzsche weiß, dass unsere Mängel unsere besten Lehrer sind und denken letztlich geduldig sein heißt und warten.



Seine liebevolle Seele äußert sich in vielen Gedanken, vielleicht jedoch am meisten in folgender Sentenz: " Das beste Mittel jeden Tag gut zu beginnen, ist: beim Erwachen daran zu denken, ob man nicht wenigstens einem Menschen an diesem Tag eine Freude machen kann."



Dieser feinfühlige Mann weiß, dass man lieben und gütig sein lernen muss und dies von Jugend auf. Er ist allerdings davon überzeugt, dass, sofern Erziehung und Zufall uns keine Gelegenheit zur Übung dieser Empfindungen geben, unsere Seele trocken und selbst zu einem Verständnis jener zarten Empfindungen liebevoller Menschen ungeeignet wird.



Nietzsche war ein Mensch, der zu tiefen Liebesgefühlen fähig war.

Meines Erachtens sagen seine Gedanken zum Thema Frauen, Liebe und Ehe viel über diesen Menschen aus.



Seine Analyse im Hinblick auf Frauen erschrecken mitunter, aber ich muss ihm letztlich Recht geben. Die meisten Frauen handeln leider entsprechend seiner Analyse. Seine Beobachtungen decken sich mit meinen hundertprozentig.



Ich halte Nietzsche allerdings nicht für einen " Weiberfeind ", sondern einfach nur für einen Realisten. Nietzsche schätzt kluge Frauen und empfiehlt seinen Geschlechtsgenossen beim Eingehen einer Ehe die Frage zu stellen: " Glaubst du, dich mit dieser Frau bis ins Alter hinein gut zu unterhalten? Alles andere in der Ehe ist transitorisch, aber die meiste Zeit des Verkehrs gehört dem Gespräche an."



Nietzsche denkt viel über Kultur und Kunst nach und weiß, dass Kultur nur aus dem Leben hervor wachsen und erblühen kann.

Dieser Philosoph ist ein äußerst eigenwilliger Denker, der sein Umfeld intensiv beobachtet hat, deshalb auch weiß er, dass ein Mensch sich unwillkürlich vornehm verhält, wenn er sich gewöhnt hat, von den Menschen nichts zu wollen und ihnen immer zu geben.



Nietzsche scheint einer dieser gebenden, vornehmen Menschen gewesen zu sein.



Am Ende des Breviers finden sich einige Gedichte Nietzsches, an denen Liebhaber von Lyrik sicher Freude finden.



Hier verdeutlicht in welcher Weise Nietzsche sich intellektuell mit der Welt auseinandersetzt und macht neugierig darauf seine philosophischen Texte.



Mich hat er durch seine Sentenzen für sich eingenommen, weil er damit dokumentiert, dass er sich vor Selbsttäuschungen jedweder Art hütet. Endlich mal ein uneitler Mensch!

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