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Rezension:Denken mit Henry David Thoreau: Von Natur und Zivilisation, Einsamkeit und Freundschaft, Wissenschaft und Politik (Broschiert)

Der amerikanische Schriftsteller Henry David Thoreau (1817- 1862) war dem so genannten Transzendentalismus verbunden Darunter versteht man die philosophische Richtung in den USA, die sich Mitte des 19. Jahrhunderts gegen den rationalistischen Puritanismus und Materialismus wandte und den Menschen als Zentrum aller Erfahrung sowie Philosophie ansah und die Hingabe an die Natur lehrte. Die Natur bedeutete für Thoreau Sprache der göttliche Weltseele und Spiegel der eigenen Seele, Naturdichtung und Prozesse der Selbsterkenntnis. Eng befreundet war Thoreau mit dem amerikanischen Philosophen und Dichter Ralph Waldo Emerson, der Naturanschauung und Tranzendentalphilosophie miteinander verband.

"Denken mit Henry Davis Thoreau" stellt im Vorwort von Philipp Wolff- Windeck den amerikanischen Schriftsteller näher vor, der in vielen seiner Gedanken seiner Zeit weit voraus war. So lehnte er in seinen pädagogischen Vorstellungen die körperliche Züchtigung ab und betrachtete schon damals Indianer als Opfer der welthistorischen Ost-West-Bewegung. Ihm war bewusst, dass der Boden auf dem er ging, indianischer Boden war. Er soll sich selbst als halber Indianer gefühlt haben, nicht zuletzt, weil er sein Naturverständnis erst durch die Freundschaft mit Indianern intensiv entwickelt hatte.

Äußerlich sein Einsiedlerleben (1845-47) am Waldensee schildernd, entfaltet Thoreau in seinem Werk "Walden" den Mythos eines grundlegenden inneren Wandlungsprozesses zur Verwirklichung des höheren Selbst. Als Sozialkritiker schrieb er den Essay "Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat" und verkündet ebd. der Bürger habe ein Recht, ja sogar eine Pflicht zur "civil disobedience" gegen den Staat, wenn die regierende Mehrheit Gesetze beschließt und Taten billigt, die der Bürger in seinem Gewissen für ein schweres Unrecht hält. Mahatma Gandhis wurde von Thoreaus diesbezüglichem Gedankengut stark beeinflusst.

Man liest in der Folge sehr nachdenkliche Betrachtungen Thoreaus zur Natur und Zivilisation, Einsamkeit und Freundschaft, Wissenschaft und Politik etc. Er plädiert für Nachsicht mit den Menschen und erinnert daran, das jeder von uns charakterliche Auswüchse und Mängel besitzt. Mir haben Thoreaus Betrachtungen über Freundschaft besonders gut gefallen, die in dem Gedanken münden, dass Freundschaft "die unaussprechliche Freude und der Segen ist, der zwei oder mehreren Menschen erwächst, die ihrer Veranlagung nach miteinander im Einklang stehen". Der Denker weiß, dass zwischen solche Naturen, die ihrem Wesen nach ähnlich und der Sympathie fähig sind sich nie ein Schleier oder Hindernis entwickeln kann. Entfremden können sich nur Freunde, die sich etwas erklären. Grundlage von Freundschaft und Liebe ist ein Seelenband. Thoreaus Gesundheitsbegriff ist ganzheitlich und damit ist er auch hier seiner Zeit weit voraus. "Wir brauchen einen Arzt, der zugleich dem Körper, wie den Geist, das heißt dem Menschen dient. Wie die Dinge jetzt stehen, fällt er zwischen die Stühle."

Über Seiten beschreibt er seine Beobachtungen in der Natur und zieht seine Schlüsse. Besonders lesenswert sind die Betrachtungen der Jahreszeiten und über Indianer. Thoreau hinterfragt die Ausbeutung der Natur und vieles andere mehr und zeigt sich in allen Betrachtungen als sehr kritischer Geist, der den schlichten Dingen des Lebens den Vorrang einräumt.

Thoreau lehrt seine Leser Demut, indem er sie über die Natur nachzudenken anleitet.

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