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Rezension:Die Lust des Lebens und der Liebe: Gedanken über die Lebenskunst (insel taschenbuch) (Taschenbuch)

Dieses Büchlein trägt den Untertitel "Die Lust des Lebens und der Liebe". Es enthält Gedanken Giacomo Casanovas zur Lebenskunst, zum Alter und Tod, zur Liebe, dem Laster und der Lust, auch zum Glück und der Dummheit und vielem anderen mehr.

Casanova (1725-1798) stand in seinem Leben mit vielen bedeutenden Persönlichkeiten in Kontakt, so z.B. mit dem Philosophen Voltaire. Wer den italienischen Schriftsteller als bloßen Frauenverführer abtut, springt zu kurz. Casanova war ein hochintelligenter, gebildeter Mann, ein ausgezeichneter Beobachter und Menschenkenner mit einem großen Erzähltalent.

Es ist unmöglich an dieser Stelle auf alle Sentenzen des Büchleins einzugehen, um Casanovas Klugheit zu huldigen. Ich teile seine Ansicht im Hinblick auf die Beurteilung von Menschen: "Um einen Menschen zu beurteilen, muss man sein Verhalten prüfen, wenn er gesund und frei ist; der Kranke oder Gefangene ist nicht mehr er selbst." Dies trifft meines Erachtens im Besonderen auf psychisch Kranke zu, deren Handlungsweisen nie als gut oder schlecht, sondern stets als Ausdruck ihres Krankseins begriffen werden sollten.

Seinen Betrachtungen über die Liebe stimme ich ebenfalls zu und ich glaube zu wissen, weshalb die Frauen diesen Mann so sehr liebten. Er war, das wird in all seinen Reflexionen deutlich, weder ein Jammerlappen noch ein Stärkeverherrlicher.

"Je älter ich wurde, um so mehr gewannen Frauen mit Geist meine Zuneigung. Der Geist wurde zum Ansporn, dessen meine abgestumpften Sinne bedurften, um lebendig zu sein." Ein bemerkenswerter Satz, der sehr viel über Casanova aussagt.

Einer der schönsten Gedanken im Buch ist folgender: "Da ich mich jederzeit als Hauptursache aller Widerwärtigkeiten, die mir zustießen, erkannte, habe ich mich stets mit Freuden in der Lage gesehen, mein eigner Schüler zu sein, und pflichtschuldigst meinen Lehrer zu lieben."

Wer so spricht, trägt Eigenverantwortung und ist mit sich im Reinen. Ein solcher Mensch geht positiv auf andere zu und alle schätzen ihn, nicht nur das andere Geschlecht.

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