Henry David Thoreau (1817-1862) arbeitete als Lehrer, Bleistiftfabrikant als auch als Landvermesser und schrieb Tagebücher sowie Artikel für Zeitschriften und Essays. Zwischen 1845-1847 zog sich Thoreau an den Waldensee zurück, lebte in einer selbstgebauten Hütte naturnah ohne gesellschaftliche Zwänge. Über dieses "Experiment" wie er es nannte, schrieb er das Aussteigerbuch "Walden".
Texte des Autors werden nach einem Geleitwort von Anna Schloss vorgestellt.
Im ersten Teil geht es um "Walden", besagtes Aussteigerbuch, das eine Fülle bemerkenswerter Gedanken beinhaltet. Dort liest man Sätze wie etwa "Wachsein heißt leben. Noch nie habe ich einen Menschen getroffen, der ganz wach gewesen wäre." Genau, deshalb auch haben die Menschen das Staunen verlernt. Dazu nämlich muss man hellwach sein. Die meisten Menschen sind mit ihren Gedanken nicht im Jetzt. Thoreau wusste das.
Auch findet man folgenden Gedanken: "Bücher sind der aufgespeicherte Reichtum der Welt und ein schickliches Erbteil von Generationen und Völkern." In Zeiten, in denen Wertschätzung – auch im Hinblick auf Bücher- immer mehr abnimmt, verliert dieser Satz keineswegs seine Gültigkeit.
Vertieft man sich immer weiter in Thoreaus Gedankenwelt in "Walden" entdeckt man den Einzelgänger, der fast schon radikal wahrhaftig, konsumgegnerisch und dabei sehr naturverbunden gewesen ist. War er ein Träumer? Seiner Zeit voraus? Ich weiß es nicht, vermute es aber.
"Der Mensch ist um so reicher, je mehr Dinge er liegen lassen kann." Dieser Gedanke erinnert an Feng Shui und erscheint uns Lesern heute deshalb wohl nicht fremd. Sein Herz nicht an Dinge hängen, aber auch nicht an Menschen. Darum geht es.
Und wie recht er doch hat mit diesem Satz: "Blendwerk und Betrug werden als unerschütterliche Wahrheit angesehen, während die Wirklichkeit eine Fabel ist." Täglich bekommen wir dies vorgeführt, keineswegs nur, wenn wir mit der Werbung konfrontiert werden.
Dann geht es im 2. Teil um seine Schrift "Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen dem Staat". Wie Recht Thoreau doch hat, wenn er schreibt "Wenn die Regierung am notwendigsten wäre, sind die Regierten am meisten allein gelassen" oder auch "Menschen, die den Charakter und die Maßnahmen einer Regierung missbilligen, ihr aber dennoch Gefolgschaft leisten, sind unzweifelhaft ihre gewissenhaftesten Unterstützer und somit die größten Hindernisse einer Reform."
Im Teil 3 "Tagebücher und Essays" werden in drei Abschnitten entsprechende Texte vorgestellt.
-Die Natur und der Genius im Menschen
-Der Mensch unter Menschen
-Kunst und Philosophie
Stoisch schreibt Thoreau in seinen Tagebüchern: "Der Künstler muss mit Gelassenheit arbeiten; zu viel Teilnahme verdirbt das Werk." Diese emotionale Distanz ist bezeichnend für alle Texte im Buch.
Ein entscheidender Gedanken verdeutlicht, wo Henry Davis Thoreau in seinem Denken angesiedelt ist:
"Poesie enthält die ganze Wahrheit; Philosophie drückt nur einen Teil von ihr aus."
Maximal empfehlenswert
Helga König
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