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Rezension: Denken mit Friedrich Dürrenmatt. (Taschenbuch)

Der schweizerische Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt (1921-1990) bevorzugte die Komödie als "einzig mögliche dramatische Form" das Tragische zu sagen. Mit Ironie und Satire vergegenwärtigte er alle erstarrten Konventionen des Kleinbürgertums. Dürrenmatts Interesse galt dem mutigen Menschen, den er im Gegensatz zur heroischen Gestalt sieht. Seine Helden sind ohne Illusion über die Veränderbarkeit der Welt oder erfahren dies im Agieren oder im Rückzug aus ihr. Die Nichtberechenbarkeit der Welt ist auch ein Thema seiner Erzählungen und "Kriminalromane". Dürrenmatt schrieb Hörspiele, die häufig zur Vorlage seiner Dramen wurden. Er veröffentlichte weiterhin "Theater - Schriften und Reden". Im "Turmbau zu Babel" setzte er sich mit seinem Werk auseinander.

"Denken mit Friedrich Dürrenmatt" beinhaltet Gedanken und Gedankensplitter des Schriftstellers zu Begriffen wie Aufklärung, Demokratie, Erkenntnis, Faschismus, Friede, Gott, Humor, Kunst, Liebe, Macht, Toleranz und Unrecht.

Ich möchte, um die Tiefe von Dürrenmatts Gedanken zu verdeutlichen, seine Betrachtung zum Begriff Erkenntnis zitieren: "Ist der Forderung "Erkenne dich selbst" schwer und nur unzulänglich nachzukommen, da sich ein jeder über sich selbst am leichtesten täuscht, so stellt uns gar der Versuch, den anderen zu erkennen, vor unüberwindliche Schranken. Mögen wir dem anderen noch so nahe stehen, mögen wir ihn lieben, achten, oder mögen wir seine Gegner sein, wir kennen ihn nie, wie er ist, wir kennen nur Zeichen, die von ihm kommen, Wirkungen, die von ihm ausgehen, Fakten, die sich feststellen, zusammenstellen lassen. Wir erleben den anderen, oft eindringlich, manchmal erschütternd, doch unser Wissen über ihn ist begrenzt, aber auch die Möglichkeit ihm zu helfen. Der wirkliche Raum zwischen den Menschen ist unermesslicher als wir das wahrhaben wollen, als die Liebe, die Freundschaft, ja die Feindschaft es wahrhaben will. Seinen Weg hat jeder selber zu gehen, er wird auf eine Bahn geschleudert, die ihn unweigerlich immer weiter von den andern treibt, in den Tod."

Wenn man dies erst einmal begriffen hat, wird man die Momente, die man mit Mitmenschen verbringen kann, so schön wie möglich gestalten und sich keinesfalls bekriegen. Man wird toleranter sein und nicht versuchen den anderen zu verschubladen. Man wird die Individualität des anderen respektieren und zu schätzen lernen.

Es führt zu weit alle Sentenzen Dürrenmatts hier auszuleuchten, obschon seine Betrachtungen zur Liebe ihresgleichen suchen.

Den ironischen Dürrenmatt erlebt man im Buch in Gedankensplittern wie folgendem:

"Ist Kultur etwas, das man retten kann?"

Dürrenmatt beweist mit allen Gedanken große Klugheit. Ich erlaube mir noch einen weiteren bemerkenswerten Gedanken zu zitieren:

"Ideologien sind Ausreden, an der Macht zu bleiben, oder Vorwände an die Macht zu kommen. Aber die Macht kann nur mit Mitteln der Macht behauptet oder erobert werden: mit der Gewalt. So rechtfertigen die Ideologien nicht nur die Macht, sie verklären auch die Gewalt, mit deren Opfern sie nachträglich wie Beerdigungsinstitute verfahren: Sie richten her, was sie hingerichtet haben"

Über einen solchen Gedanken sollten Lehrer mit ihren Schüler gemeinsam nachdenken und diskutieren. Er öffnet die Augen und führt zur Wachsamkeit gegenüber Rattenfängern jedwelcher Art.

Aber lesen Sie bitte selbst.

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