Dieses Blog durchsuchen

Rezension: Der Indianer kennt keinen Schmerz

Dr. Alexander Bernaut hinterfragt in diesem Buch Redensarten nach ihrem Wahrheitsgehalt. Er zeigt dabei auf, welchen historischen Ursprung diese Sentenzen haben und macht deutlich, dass sie nicht immer so viel Weisheit transportieren, wie es scheint, stattdessen nicht selten fragwürdige Empfehlungen beinhalten und letztlich Dinge keineswegs immer auf den Punkt zu bringen vermögen. Manche Sentenzen fördern Vorurteile und Klischees und genau dies ist nicht unbedenklich.

Redensarten sollten reflektiert werden, bevor man sie anwendet, durch sie Empfehlungen abgibt oder sie gar zu Maximen des eigenen Lebens macht. "Die Zeit heilt alle Wunden" stimmt ebensowenig wie die Redensart "Ein Indianer kennt keinen Schmerz".


Der Autor versucht, in der Beleuchtung der von ihm ausgewählten Sentenzen stets psychologische Kriterien einfließen zu lassen. Dabei kommt er zu dem Ergebnis, dass die alte Volksweisheit "Lachen ist die beste Medizin" zumindest von sehr hohem Wahrheitsgehalt ist.


Ganz zum Schluss nennt Dr. Bernhaut die drei wichtigsten Säulen unseres Lebens: Die Gesundheit, die Liebe und den Humor. Hier wartet er mit ausgewählten Zitaten großer Denker auf und verfährt in der Inhaltsanlyse entsprechend seiner Vorgehensweise bei den von ihm fokussierten " Volksweisheiten".


Das Ergebnis ist eindeutig: für den persönlichen Erkenntiszuwachs ist eigenes Nachdenken unumgänglich. Kritische Überlegungen im Hinblick auf Redensarten und Sentenzen fördern den Erkenntnisschub ganz gewiss.





Rezension:Handorakel: Handorakel und die Kunst der Weltklugheit (Gebundene Ausgabe)

Bedauernswert, dass man sich so genannte Lebensklugheit erst im Laufe vieler Jahre, wenn überhaupt, aneignen kann. Wie erfreulich wäre es doch, wenn man die dreihundert Betrachtungen aus Gracians Handorakel gewissermaßen als Rüstzeug mit auf den Weg bekäme, den Inhalt seiner Sentenzen schon frühzeitig begreifen und danach handeln würde! Vor wie vielen Fehlern bliebe man doch bewahrt!

Allzeit wäre man auf der Hut gegenüber Unhöflichen, Eigensinnigen, Anmaßlichen und Narren jeder Art. Immer würde man sich in seinen Meinungen mäßigen und stets so handeln als würde man gesehen. Man würde nie mehr hastig leben, aus seinen Feinden Nutzen ziehen, seine Antipathien meistern und sich auch keiner Launenhaftigkeit mehr hingeben. Wüßte man doch per se, dass nur wer umsichtig, klug, verständig, überlegt, tapfer, redlich und wahrhaftig handelt, im Leben liebenswürdig und im Tode denkwürdig sein kann. Man ließe sich nicht mehr täuschen, denn man begriffe von Anbeginn an, dass nur und nur darin die tatsächlich erstrebenswerten Lebensziele zu erblicken sind...!


Lassen wir den Denker selbst zu Worte kommen: "Schnell genug geschieht, was gut geschieht. Was sich auf der Stelle macht, kann auch auf der Stelle wieder zunichte gemacht werden: aber was eine Ewigkeit dauern soll, braucht eine, um zustande zu kommen. Nur die Vollkommenheit und Gründlichkeit hat Dauer. Was viel wert ist, kostet viel. Ist doch das edelste Metall das schwerste." Sentenz 57




Rezension:Die Lust des Lebens und der Liebe: Gedanken über die Lebenskunst (insel taschenbuch) (Taschenbuch)

Dieses Büchlein trägt den Untertitel "Die Lust des Lebens und der Liebe". Es enthält Gedanken Giacomo Casanovas zur Lebenskunst, zum Alter und Tod, zur Liebe, dem Laster und der Lust, auch zum Glück und der Dummheit und vielem anderen mehr.

Casanova (1725-1798) stand in seinem Leben mit vielen bedeutenden Persönlichkeiten in Kontakt, so z.B. mit dem Philosophen Voltaire. Wer den italienischen Schriftsteller als bloßen Frauenverführer abtut, springt zu kurz. Casanova war ein hochintelligenter, gebildeter Mann, ein ausgezeichneter Beobachter und Menschenkenner mit einem großen Erzähltalent.

Es ist unmöglich an dieser Stelle auf alle Sentenzen des Büchleins einzugehen, um Casanovas Klugheit zu huldigen. Ich teile seine Ansicht im Hinblick auf die Beurteilung von Menschen: "Um einen Menschen zu beurteilen, muss man sein Verhalten prüfen, wenn er gesund und frei ist; der Kranke oder Gefangene ist nicht mehr er selbst." Dies trifft meines Erachtens im Besonderen auf psychisch Kranke zu, deren Handlungsweisen nie als gut oder schlecht, sondern stets als Ausdruck ihres Krankseins begriffen werden sollten.

Seinen Betrachtungen über die Liebe stimme ich ebenfalls zu und ich glaube zu wissen, weshalb die Frauen diesen Mann so sehr liebten. Er war, das wird in all seinen Reflexionen deutlich, weder ein Jammerlappen noch ein Stärkeverherrlicher.

"Je älter ich wurde, um so mehr gewannen Frauen mit Geist meine Zuneigung. Der Geist wurde zum Ansporn, dessen meine abgestumpften Sinne bedurften, um lebendig zu sein." Ein bemerkenswerter Satz, der sehr viel über Casanova aussagt.

Einer der schönsten Gedanken im Buch ist folgender: "Da ich mich jederzeit als Hauptursache aller Widerwärtigkeiten, die mir zustießen, erkannte, habe ich mich stets mit Freuden in der Lage gesehen, mein eigner Schüler zu sein, und pflichtschuldigst meinen Lehrer zu lieben."

Wer so spricht, trägt Eigenverantwortung und ist mit sich im Reinen. Ein solcher Mensch geht positiv auf andere zu und alle schätzen ihn, nicht nur das andere Geschlecht.

Rezension: ...und noch mehr Zitate!

Dieses Zitatebuch enthält 1500 Sentenzen prominenter Autoren und Persönlichkeiten. Zitatebücher schätze ich, nicht nur weil ich Zitate fast immer in die Kopfzeile meiner Rezensionen bei Amazon einbaue und auf meinen Blogs monatlich neue Denkanstöße dieser Art einbinde, sondern, weil Zitate oft auch Grundlage langer Gespräche mit meinem Gatten sind, wenn wir freitags bei einem Glas Wein, musikhörend den Abend gemeinsam verbringen.

Die Zitate in diesem Buch sind nach Oberbegriffen alphabetisch geordnet. Ich werde, um Ihnen einen Eindruck zu vermitteln, einige Sentenzen hier zitieren:

Die Zitatesammlung nimmt seinen Anfang mit einem Gedanken von Ambrose Bierce, der zum Begriff "Abdankung" Folgendes zum Besten gibt:

"Eine Abdankung ist ein Akt, mit den ein Souverän (ich setzte gedanklich hinzu, oder Amtsträger) sein feines Gespür für die hohe Temperatur des Throns unter Beweis stellt". Nicht viele Souveräne besitzen dieses feine Gespür. Leider.

"Demut ist Unverwundbarkeit" stellt Marie von Ebner-Eschenbach fest und sie hat Recht. Hochmütige Menschen sind immer eitel und Eitelkeit macht stets verwundbar. Eitle Menschen können nie verzeihen. Das finde ich besonders schlimm.

Gottfried Benn sagt etwas sehr Interessantes: "Die deutsche Form der Revolution ist die Denunziation". Seit ich täglich meine Beobachtungen im Internet mache, weiß ich, dass die Aussage stimmt.

Margret Mead bekundet etwas sehr Wahres: "Eifersucht ist nicht der Gradmesser für die Größe der Liebe. An ihr lässt sich lediglich die Unsicherheit des Liebenden ablesen." Diesem Zitat ist im Grunde nicht hinzuzufügen, oder?

Elf Sentenzen zum Oberbegriff Kritiker haben mich inne halten lassen. Die Meinung im Hinblick auf Kritiker wird Kritiker nicht erfreuen. Am besten gefällt mir der Gedanke Brendan Behans. Er sagt, dass Kritiker wie Eunuchen in einem Harem seien: "Sie wissen, wie`s gemacht wird, sie haben`s jeden Tag gesehen. Sie sind aber unfähig, es selbst zu machen." Diese Sentenz ist sehr weise. Jeden Tag kann man sich im Internet davon überzeugen, wenn Möchtegernkritiker Philosophen, hervorragenden Schriftstellern und Wissenschaftlern ans Leder wollen, ohne inhaltlich präzise ihre Beckmessereien begründen zu können.

Sechsundfünfzig Zitate zum Begriff Liebe und nur ein Zitat zum Begriff "Lachen" haben mich nachdenklich gestimmt. Die Sentenz zum Begriff Lachen stammt von Oscar Wilde: "Lachen ist durchaus kein schlechter Beginn für eine Freundschaft und ihr bei weitem bestes Ende." Ich finde, dass dieses Zitat auch für Liebesbeziehungen gelten sollte. Weshalb gelingt dieses Lachen am Ende einer solchen Beziehung zumeist nicht? Hängt es damit zusammen, dass immer einer von zwei Liebenden sich am Ende einer Beziehung noch nicht entliebt hat? Ist es der Schmerz, der das Lachen verhindert?

Am besten gefallen mir die ironischen Sentenzen, deshalb auch mag ich die Gedanken von Oscar Wilde, George Bernhard Shaw, Ambrose Bierce, Karl Valentin, Gabriel Laub und Peter Ustinov so gerne. Es freut mich, dass das Buch viele ihrer brillanten Gedanken festgehalten hat.

Der brillantes Gedanke im Buch stammt m.E. aber von Harry Louis Mencken.
Dieser lautet:

"Puritanismus ist die quälende Furcht, dass irgendwer irgendwo glücklich sein könnte."

Sehr empfehlenswert.